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Bielefeld bringt David Bowies Musical »Lazarus« als multimediale Show auf die Bühne

Erlösung!

Bielefeld (WB). David Bowie war einer der einflussreichsten Künstler seiner Zeit. Einer, der sich immer wieder neu erfand und es verstand, sein Fremdsein in der Welt in Kunst zu verwandeln. Mit seinem Musical »Lazarus« hat er der Nachwelt kurz vor seinem Tod ein letztes berührendes Vermächtnis hinterlassen.

Uta Jostwerner

Nur ein grausames Ritual kann Thomas Newton (Nikolaj Alexander Brucker) von irdischen Qualen erlösen.
Nur ein grausames Ritual kann Thomas Newton (Nikolaj Alexander Brucker) von irdischen Qualen erlösen. Foto: Joseph Ruben/Theater Bielefeld

Als Reminiszenz an das Gesamtkunstwerk David Bowie bringt Regisseur Michael Heicks das Werk im Verbund mit vielen bewährten Kräften im Bielefelder Stadttheater auf die Bühne. Schauspiel, Pantomime, Musikrevue, Tanz (Gianni Cuccaro) und Videokunst (Sascha Vredenburg) verschmelzen zu einer multimedialen Show, die um das Thema »Erlösung« kreist. Es greift die zahlreichen Elemente aus Bowies eigener Bühnenkunst wie seine Vorliebe für die japanische Kultur und den Stern vom Cover seines letzten Albums »Blackstar« auf. Auch gibt es ein Wiedersehen mit Ziggy Stardust (Jan Hille), dem künstlerischen Alter Ego des jungen David Bowie, ebenso wie mit dem Abbild des gealterten Stars (Cornelius Gebert).

Plot an der Schnittstelle

Bowie und sein Koautor Enda Walsh setzen den Plot an der Schnittstelle des Films »Der Mann, der vom Himmel fiel«, und des biblischen Lazarus-Mythos an. Der Außerirdische Thomas Newton – Nikolaj Alexander Brucker verleiht der Figur in androgynem Aussehen, Mimik und Stimme zum Verwechseln ähnliche Züge mit Bowie – sehnt sich nach seiner Familie zurück, kann die Erde aber nicht verlassen.

Traurig fristet er seine Tage im Nebel des Gin-Rausches. Traum und Realität verschwimmen. Im Bühnenbild (Annette Breuer) eines Schlafsaals, dessen Betten im Ritual stets neuer Anordnung schon mal zu den Steinen von Stonehenge werden, kommen und gehen rätselhafte Besucher wie das Mädchen Marley (Susanne Schieffer gibt ihr engelhafte Züge), das Hilfe verspricht und zu diesem Zweck eine Rakete bauen will.

Die Assistentin Elly hat einen Narren an Newton gefressen und wird in dem Bestreben, ihm zu gefallen, seiner Exfreundin Mary-Lou immer ähnlicher. Das führt zu Krach mit ihrem Ehemann Zach (Alexander Stürmer). Eine tragikomische Rolle, wie geschaffen für Christina Huckle, die darüber hin­aus mit herrlicher Soul-Stimme ihren Gesangspart meistert.

Teufel gibt sein Stelldichein

Auch der Teufel – Oliver Baierl spielt ihn mit dämonischem Vergnügen – gibt sein Stelldichein. Er kommt in Gestalt eines modernen Samurai (Kostüme: Franziska Gebhardt) und offeriert einen wahrhaft satanischen Erlösungsplan, der zu einem dramatischen Showdown führt.

Der Motor, der dem Stück seinen Drive verleiht, sind die Hits von Bowie, die der Dramaturgie entsprechend eingepflegt werden. Bandleader William Ward Murta sorgt zusammen mit sieben weiteren Musikern im Orchestergraben für den unverwechselbaren, mal kraftvollen, mal melancholischen Bowie-Sound.

Karten für »Lazarus« sind frühestens für die Vorstellung am 13. Oktober wieder erhältlich. Sie können ab sofort auch beim WESTFALEN-BLATT telefonisch unter 0521/5299640 bestellt werden.

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