Opernfestival Garsington : Erlkönigs Lockgesang schwirrt durch die Nacht
Der Prolog zu Benjamin Brittens „The Turn of the Screw“ besteht aus kaum mehr als drei nur vom Klavier begleiteten Minuten. Aus dieser knappen Einführung kitzelt Louisa Muller signifikante Zwischentöne heraus, die charakteristisch sind für ihre bezwingende, im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert angesiedelte Inszenierung der Kammeroper nach der enigmatischen Novelle von Henry James aus eben der Zeit. Die amerikanische Regisseurin erhellt Aspekte der Handlung, ohne die Mehrdeutigkeit des Stoffes preiszugeben, über die endlos gerätselt worden ist. Bei ihr bekommt der rezitativische Monolog, in dem ein Erzähler umreißt, wie die Gouvernante von einem Vormund engagiert wird für die Erziehung seiner zwei verwaisten Mündel, den Charakter eines Vorstellungsgespräches. Erzähler und Vormund verschmelzen zu einer Person. Beflügelt vom Gedanken, gebraucht zu werden, und hingerissen von dem attraktiven Herrn, überwindet die namenlose Frau ihre Zweifel. Unter Paukenschlägen, die das Ruckeln der Kutsche und das Pochen ihres aufgeregten Herzens malen, tritt sie die Reise zu der Stelle auf einem Landgut an. Dort üben die Kinder derweil mit der Haushälterin Miss Grose in erwartungsvoller Vorfreude knicksen und verbeugen.