Salzburger Festspiele :
Das Lachen der Sphinx

Von Jürgen Kesting, Salzburg
Lesezeit: 5 Min.
Ganz schön schaurig: Fotoprobe zur Oper „Oedipe“ von George Enescu
In Salzburg bringen Achim Freyer und Ingo Metzmacher George Enescus Oper „Œdipe“ heraus. Das Stück entführt das Publikum mit phantastischen Bildern und gespenstischen Schattenspiele in ein surreales Traumland.

Es war ein Schrei, der im Ohr von George Enescu wieder und wieder nachhallte: der Schrei des geblendeten Ödipus in der Tragödie des Sophokles, die der rumänische Komponist 1909 in der Comédie Française mit dem Schauspieler Jean Mounet-Sully erlebt hatte. Dieser Schrei des mit Urschuld geborenen Königssohns – er wird der Mörder seines Vaters sein, der Gatte seiner Mutter, der Bruder seiner Töchter und Vater seiner Brüder: das Urbild des tragischen antiken Helden – gewandelt zu einem der schauerlichsten Akkorde in der Geschichte des Musiktheaters: wenn der Verblendete in dem Moment, da er sehend geworden, sich die Augen aussticht. Gibt es eine andere Musik, die so schmerzlich wäre? Sie ist schauriger als das Gesicht des Œdipe, aus dem die Augen gerissen sind.

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