Deutsche Oper Berlin: Ein etwas turbulenter Opernabend – „LA FORZA DEL DESTINO“

Deutsche Oper Berlin/ „La forza del destino“ von Giuseppe Verdi, Regie: Frank Castorf, Premiere am 8.9.2019, Copyright: Thomas Aurin

„Es wird dadurch nicht kürzer !“, schreit ein Besucher von ganz hinten im 2. Rang in die Störungen im 2. Teil der Aufführung. Es gibt Zwischenrufer, denen die vom Regisseur Frank Castorf eingeschobenen Sprechpassagen (Heiner Müller und Curzio Malaparte) nicht gefallen. „Verdi !“ wird gefordert. „Musik !“ auch. Unter anderem. „Viva Neuenfels!“, auch dies. Man konnte zu den Zwischenrufern bis jetzt schon viele unterschiedliche Meinungen hören – aber hier sollte man die Erregungskomponente etwas nach unten fahren: vielleicht hatten die Zwischenrufe – auch – etwas mit der Gesamtlänge dieser Oper zu tun? (Besuchte Vorstellung: Premiere am 08.09.2019

 

 

LA FORZA DEL DESTINO wurde an der Deutschen Oper Berlin ohne nennenswerte Striche aufgeführt (im Gegensatz zur Inszenierung von Stefan Herheim an der Staatsoper Unter den Linden); hier hat man somit eine Aufführungsdauer von knapp 4 Stunden (inklusive einer Pause) und hört eben die gesamte Oper. In der Tat, es wurde dadurch nicht kürzer………………….

Deutsche Oper Berlin/ „La forza del destino“ von Giuseppe Verdi, Regie: Frank Castorf, Premiere am 8.9.2019, Copyright: Thomas Aurin

Nach einigem hin und her hatten das schließlich auch die Störer kapiert. Von einem „Tumult“, wie der Berliner „Tagesspiegel“ schreibt, kann keine Rede sein. Dass diese Störungen nun den Gesamteindruck dieses Abend (in den Medien) überlagern, ist schade. Verdis dunkle, melodienreiche Oper steht natürlich im Mittelpunkt. Auch an diesem Premierenabend. Frank Castorf sagte kurz vor der Premiere zum Inforadio-rbb – über Verdis  Musik in LA FORZA DEL DESTINO: „Man macht die Augen zu, und es hat etwas über den Menschen und den Augenblick Hinausgehendes (…)„. Und das war  zu hören. Um den Inhalt des Werks brauchte man sich  zum Glück nicht zu kümmern. Eine Schauergeschichte.

Sehen konnte man an diesem Abend eine dunkle Welt; Italien 1943 wie bereits im Vorfeld angekündigt, vielleicht auch Spanien während des Bürgerkriegs oder kurz danach, Franco und Mussolini, eine graue barocke Kirchenfassade, die man auch bei Peter Stein finden könnte …………. dies alles im Bühnenbild (auf der Drehbühne) von Aleksandar Denic zusammengefügt, meist sehr dunkel, wenig ausgeleuchtet, an die Stimmung der Musik angepasst. Die Kostüme (Adriana Braga Peretzki) eher zeitlos, so wie man sie auch an den großen italienischen Opernhäusern sieht. Die Uniformen ebenso. In diese Welt passt  der brasilianische Tänzer Ronni Maciel, der fast die gesamte Aufführung über auf der Bühne ist. Dafür hätte Frank Castorf keine Buhs bekommen. Noch in der Pause, nach ca. 90 Minuten, konnte man den Eindruck haben, dass der Abend den meisten Besuchern gefällt.

Deutsche Oper Berlin/ „La forza del destino“ von Giuseppe Verdi, Regie: Frank Castorf, Premiere am 8.9.2019, Copyright: Thomas Aurin

Die beiden musikalischen Stars waren  der amerikanische Tenor Russell Thomas (Don Alvaro) und der seit 2001 zum Ensemble der Deutschen Oper gehörende Markus Brück (Don Carlo di Vargas), ein Publikumsliebling an der Deutschen Oper. Sehr überzeugend auch die uruguayische Sopranistin Maria Jose Siri.

Dass manche die solide Leistung des spanischen Dirigenten Jordi Bernacer als „zäh“ empfunden haben, könnte ebenfalls mit der Gesamtlänge des Werks zu tun haben. Die Buhrufe des Abends beim Schlussapplaus nimmt Castorf gelassen entgegen. Russell Thomas und Markus Brück werden groß gefeiert.

 

  • Rezension von Josef Fromholzer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Deutsche Oper Berlin / Stückeseite
  • Titelfoto: Deutsche Oper Berlin/ „La forza del destino“ von Giuseppe Verdi, Regie: Frank Castorf, Premiere am 8.9.2019, Copyright: Thomas Aurin
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