„Einstein on the Beach“ in Genf :
Ausrasten ist eine sinnliche Erfahrung

Von Peter Révai, Genf
Lesezeit: 4 Min.
„Einstein on the Beach“ in Genf
Wenn der Komponist sensiblen Gemüter nahelegt, sich bei vier Stunden Show Power Naps und Austritte zu gönnen: Mit der Oper „Einstein on the Beach“ eröffnet der neue Intendant Aviel Cahn grandios die Spielzeit in Genf.

In seiner „Erzählung vom CERN“ berichtete Friedrich Dürrenmatt über seinen Besuch bei der Europäischen Organisation für Kernforschung bei Genf, im Speziellen des ersten Teilchenbeschleunigers mit Namen „Synchro-Zyklotron“. Der Schriftsteller beschreibt eine Fahrt im Februar 1974 mit einem Physiker, der ihn und einen Freund zu einer Besichtigung der Forschungsanlage eingeladen und sie in seinem Auto dorthin begleitet hatte. Man hatte Zeit genug, um Überlegungen über den Ursprung der Kunst und der Forschung anzustellen. Dürrenmatt attestierte den modernen Wissenschaften die Potenz, Leben und Wirklichkeit zu verändern. Er war überzeugt davon, dass ihre Resultate von einem Künstler zwingend zu berücksichtigen seien, wolle er die Welt dramaturgisch in den Griff bekommen. Je näher das CERN und somit auch diese Geschichte an ihr Ende kommt, desto mehr und immer längere Nebensätze spiegeln syntaktisch das Rund des Beschleunigers wider.

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