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"Unendliches Schwarz" beim Beethovenfest
Die Bühne bleibt dunkel

Worte aus dem Nichts, Klänge aus der Stille. In seinem Musiktheater „Infinito nero“ führt der sizilianische Komponist Salvatore Sciarrino das Publikum an die Schwelle der Wahrnehmung. Die Oper Bonn und das Beethovenfest zeigen eine beeindruckende Interpretation des Stückes.

Von Raoul Mörchen | 27.09.2019
INFINITO NERO von Salvatore Sciarrino MUSIKALISCHE LEITUNG: Hermes Helfricht / INSZENIERUNG: Mark Daniel Hirsch / BÜHNE und KOSTÜME: Maria Strauch / LICHT: Max Karbe Premiere am 26. September 2019, WERKSTATT
Wenig Licht auf der Bühne des Werkstatt-Theater der Oper Bonn (Thilo Beu/ Theater Bonn)
Wenn sich der Vorhang öffnet, geht normalerweise das Licht auf der Bühne an. Der Italiener Salvatore Sciarrino will aber, das es dort dunkel bleibt: In seiner Oper "Infinito Nero" zeigt er die "Unendliche Schwärze".
Die Visionen der Florentiner Ordensschwester Maria Maddalena de‘ Pazzi (1566-1607) sind Ausgangspunkt des bloß halbstündigen Musiktheaters. In der Regie von Mark Daniel Hirsch ist es in der Werkstatt der Bonner Oper gleich zweimal zu erleben: einmal mit verbundenen Augen - als inneres Hörtheater -, dann als Drama einer religiösen Entäußerung.
Göttlicher Geist
Die Heilige sitzt als junge Frau (Schauspielerin Helena Bauer) betend auf dem Boden, von einem Schweinwerfer beschienen, als wollte der göttliche Geist zu ihr kommen, und als Medium in Gestalt einer Sopranistin (Dshamilja Kaiser), aus der obskure Botschaften wie eine Naturgewalt herausbrechen.
Der Bonner Oper gelingt eine beeindruckende, sehr konkrete Lesart des 1998 uraufgeführten Einakters. Seine verzauberten, flüchtigen Klänge hätten allerdings einen größeren, tieferen Raum verdient, als ihn die enge Studiobühne bietet.