„Lolita“ in Prag :
Schuld und Sühne des Professors

Von Sebastian Hennig, Prag
Lesezeit: 4 Min.
Inbrünstiges Drama zwischen Motel und Trailer: Die Sopranistin Pelageja Kurennaja in der Titelrolle der „Lolita“
Die flatterhafte Fabel in den düsteren Sphären Dostojewskis: Mit Rodion Schtschedrins Oper „Lolita“ erlebt das Prager Ständetheater eine Sternstunde des zeitgenössischen Musikschaffens.

Eine Bilanz des kalten Krieges muss den Russen zubilligen, dass sie sowohl die Ersten im Weltraum waren als auch gegenüber den Amerikanern weltweit den Vorrang in den Konzertsälen behaupteten. Jene verfügten allenfalls über gleichrangige Virtuosen unter Instrumentalisten und Sängern, die aber zumeist emigrierte Europäer waren, darunter wiederum viele Russen. Einen Tonsetzer vom Rang Dmitri Schostakowitschs hatten die Vereinigten Staaten nicht vorzuweisen. Gegen die Präsenz von dessen Werken auf internationalen Spielplänen sind die künstlerischen Hinterlassenschaften von Leonard Bernstein, Aaron Copland und Samuel Barber so markant wie Spuren im Wüstensand. Auch die hohe Präsenz russischer, baltischer und kaukasischer Kapellmeister an den Pulten zeugt für die regsame Musikkultur der verflossenen Sowjetunion.

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