Gürbacas „Don Giovanni“ :
So scheint der Mann den Frauen ein Halt

Lesezeit: 4 Min.
Don Giovanni (Birger Radde, rechts) erwartet Masetto (Stephen Clark, Mitte) und dessen Mannen.
Tatjana Gürbaca sollte 2020 in Bayreuth den „Ring“ inszenieren. Daraus wird nun nichts. In Bremen beweist sie bei „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart ihr Interesse an genauer Personenregie.

Donna Anna liebt offenbar Fesselspiele mit verbundenen Augen. Wenn sie ihrem Ent- und Verführer Don Giovanni zusingt: „Hoff bloß nicht, dass du mir entkommst; du müsstest mich schon töten“, dann heißt das bei der Regisseurin Tatjana Gürbaca am Theater Bremen so viel wie: „Ich lass dich nicht los; mach weiter, bis ich nicht mehr kann.“ Hosen, Strümpfe, Unterwäsche, alles reißen sich Birger Radde als Don Giovanni und Mima Millo als Donna Anna vom Leib, gehetzt von ihrer eigenen Lust, die eben auch die Lust der Frau ist, weshalb sie, dem Mann ebenbürtig, sofort als Lustsubjekt auftritt, als Täterin, nicht bloß als Beute. Donna Annas „Nein“ ist also kein „Nein“, sondern ein Zeichen des Einvernehmens.

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