„New Dark Age“ in London : Gewagte Mischungen in der Oper
„Im Jahr 2020 ist es plötzlich schwerer geworden, Oper zu machen“. Synchron mit den ersten Noten der ersten von zwei Vorstellungen vor leibhaftigem Publikum, seitdem das Haus Mitte März den Betrieb einstellen musste, wurde das Understatement an der Londoner Covent-Garden-Oper unter raunendem Gelächter aus dem zu rund vierzig Prozent der Kapazität gefüllten Saal als Übertitel auf die Leinwand projiziert. Der Bedarf für Musikdrama sei jedoch größer denn je, fuhr die Erläuterung des Versuchs fort, an den vergangenen Wochenenden Werke aufzuführen, die verkörperten, „wer wir sind und wo wir uns jetzt befinden“. Den Äußerungen von Oliver Mears, des seit 2017 amtierenden Operndirektors, ließe sich allerdings entnehmen, dass die zwei gewagten Mischprogramme, die er an aufeinanderfolgenden Samstagen zusammengestellt hat, eher dafür stehen, wer und wo das Haus sein wolle, wenn es sich von der Last der Tradition befreien könne und sich nicht, nach den Worten ihres Geschäftsführers Alex Beard „in der größten Krise unserer Geschichte“ befände.