Staatoper Berlin spielt Luca Francesconi "Quartett"

Endzeitspiel

Eine Frau in weißem Nachthemd sitzt auf einem kargen Stuhl und umarmt eine Krähe.
Marquise de Merteuil (Mojca Erdmann) kämpft mit ihrer Verlorenheit. © Staatsoper Unter den Linden / Monika Rittershaus
Moderation: Stefan Lang · 07.11.2020
Nur zwei Sänger benötigt diese Oper nach Heiner Müllers "Quartett". Ein Mann und eine Frau spielen hier gefährliche Liebschaften durch - mit dramatischem Ende. Ein Kraftakt für Sopranistin Mojca Erdmann und Bariton Thomas Oliemans.
"Quartett" von Luca Francesconi ist eine Oper in 12 Szenen mit einem Epilog nach dem gleichnamigen Schauspiel von Heiner Müller, der sich wiederum auf Pierre Ambroise Francois Choderlos de Laclos "Gefährliche Liebschaften" bezieht.

Geschlechtertausch inklusive

Hier werden Verwechslungsspiele von einem Mann und einer Frau, einst in Liebe verbunden, verabredet. Die ausschweifend-obszönen Affären werden auch mit Geschlechtertausch durchexperimentiert. Positives Ende? Fehlanzeige.
Zeitlich ist die Situation vor der Französischen Revolution und nach dem Dritten Weltkrieg angesiedelt - ein Zwischenzeit-Endszenario, das sich in der Staatsoper Berlin auf grauer Bühne in einer Art brüchigem Bunker entfaltet.
Eine Frau in Nachthemd sitzt auf einem schwarzen Stuhl und wird von einem Mann mit einem Stock angestoßen, der einen Kollarkragen mit Unterhemd und Jackett trägt.
Marquise de Merteuil (Mojca Erdmann) und Vicomte de Valmont (Thomas Oliemans) verabreden ihre neuen Rollen, in denen sie ein Liebesabenteuer kreieren.© Staatsoper Unter den Linden / Monika Rittershaus
Die beiden Protagonisten werden durch den Rollentausch zum Quartett. Wobei jede Figur Projektionsfläche vieler Persönlichkeiten sein kann.
Die Solisten des Abends, Mojca Erdmann, die die Marquise de Merteuil gestaltet und Thomas Oliemans, der den Vicomte de Valmont singt, erläutern gemeinsam mit der Dramaturgin Jana Beckmann die Verflechtung der Figuren und ihre Bedeutungsweite.
Ein Mann mit angeklebten Silikonbrüsten und eine Frau mit hellem Phallus stehen sich in einem bunkerartigen Raum, der mit Palmenprojektionen erfüllt ist, mit ausgestreckten Armen gegenüber.
Vicomte de Valmont (Thomas Oliemans) und Marquise de Merteuil (Mojca Erdmann) liefern sich ein lustbetontes Gefecht in vertauschten Geschlechterrollen.© Staatsoper Unter den Linden / Monika Rittershaus
Daniel Barenboim dirigierte die Staatskapelle Berlin, die an diesem Abend für die Eröffnung der Opernsaison Unter den Linden spielte.
Aufgrund spezieller Onlinerechte dürfen wir die Oper nur in einem Ausschnitt auf unserer Seite präsentieren.
Aufzeichnung vom 3. Oktober 2020 in der Staatsoper Berlin
Luca Francesconi
"Quartett", Oper in zwölf Szenen und einem Epilog
Libretto: nach dem gleichnamigen Schauspiel von Heiner Müller
(Erstaufführung des Werkes in deutscher Sprache)

Marquise de Merteuil – Mojca Erdmann, Sopran
Vicomte de Valmont – Thomas Oliemans, Bariton
Staatskapelle Berlin
Leitung: Daniel Barenboim

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