Mozarts "Zauberflöte" in Salzburg: Wahre humanistische Gedanken

Xl_zauberfl_te-salzburg-3-21-1 © Anna-Maria Löffelberger

Wahre humanistische Gedanken

Schon während der Ouvertüre wird die gescheiterte Beziehung und der unversöhnliche Machtkampf zwischen Sarastro und der Königin der Nacht und ihrem jeweiligen Gefolge um die Vorherrschaft in einem efeuumrankten, etwas verwilderten Raum eines Tempels szenisch gezeigt. Freimaurersymbole und andere Schriftzeichen sowie Projektionen von Personen wie auch von den vier Elementen bei Wolfgang Amadeus Mozarts „Die Zauberflöte“ am Landestheater Salzburg sind ebenso zu sehen wie eine silberne Giftschlange und lange Priestergewände. Christiane Lutz bleibt bei ihrer Deutung der letzten Oper des Salzburger Genies, dessen Generalprobe jetzt von wenigen ausgewählten Journalisten live erlebt werden durfte, klassisch und lässt sich auf keine Experimente ein. Belebt wird die Szenerie (Bühne: Christian André Tabakoff) durch eine Reihe verspielter und sympathischer Einfälle und Details, die das meist gespielte Werk aus dem Opernbereich rasch, ohne Leerläufe und mit verknappten Schikaneder Dialogen ablaufen lassen:Wenn etwa die drei Knaben auf umgebauten Scootern sitzend herumfahren oder Engelsflügel tragen oder ein grün gewandeter Gärtner Papageno in Turnschuhen wandelt. Ein von oben herabschwebender Tamino oder tanzende, wie Quallen aussehende Lichtpunkte sowie die drei Damen in exklusiven schwarzen Abendroben (Kostüme: Dorothee Joisten) beeindrucken ebenfalls.Und als schöne humanistische Geste wird zum Schluss die Macht des jungen Paares Tamino und Pamina symbolhaft der nächsten Generation, den drei Knaben übergeben.

Beim Ensemble kann nicht nur Tamino vorbildhaft Sarastros Prüfungen bestehen, sondern fast alle Sängerinnen und Sänger: David Fischer singt den Prinzen vielleicht manchmal gar zu kraftvoll aber mit schönem, hellem und höhensicherem Tenor. Laura Incko ist eine mädchenhafte, feine lyrische und innige Pamina. Alina Wunderlin trifft als Königin der Nacht mit einer etwas kleinen Stimme alle ihre Spitzentöne und lässt sauberste Koloraturen perlen. George Humphreys ist in seiner Diktion ein wenig wienerischer, sondern ein vielmehr sehr britischer Papageno mit kernigem Bariton aber etwas zu wenig Witz. Kraftvoll und etwas zu eindimensional  erlebt man Andreas Hörl als Sarastro. Mit hoher Tonreinheit singen die drei Knaben, die allerdings von lauter Mädchen (Annalena Huber, Alisa Rotthaler und Anna Schachner) verkörpert werden. Die drei Damen mit Julia Moormann, Olivia Costo und Verena Gunz gefallen ungemein homogen und sauber singend. Die kleineren Partien, mit Laura Barthel als quirlige Papagena, dem verlässlichen Franz Supper als Monostatos und der Chor des Salzburger Landestheaters, der vom Balkon aus singt und von Ines Kaun einstudiert wurde, zeigen alle mehr als achtbares Handwerk.

Das Mozarteumorchester Salzburg kann seinen Mozart: Der Musikchef Leslie Suganandarajah weiß zu ungemein präzisem, sehr frischem, musikantischen, detailreichen aber auch sorgfältigen Musizieren animieren. Wie auch die Spielfreude großgeschrieben wird.

Dr. Helmut Christian Mayer

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