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«Fledermaus» bei Konzert Theater BernUnd schuld ist der Champagner

Feinde? Freunde? Champagner! Die Fledermaus (Todd Boyce) und Eisenstein (Beau Gibson) feiern.

Wie sagte es Homer Simpson so schön: «Alkohol, die Ursache und Lösung aller Probleme!» Und der Animations-Serienstar bringt damit irgendwie die Operette «Die Fledermaus» von Johann Strauss Sohn auf den Punkt. Intrigen, Eifersucht, Hinterlist, Freund- und Feindschaft: Alles ist dabei in dieser 1874 uraufgeführten Operette aller Operetten – immer mit Schaumweinbegleitung, und am Schluss ist alles vergeben. Prost! Am Sonntag war im Stadttheater Premiere.

Gabriel von Eisenstein (Beau Gibson) muss für acht Tage hinter Gitter, weil er betrunken an ein Denkmal uriniert hat. Doch bevor er die Haftstrafe antreten muss, lotst ihn Dr. Falke (Todd Boyce) an ein Fest von Prinz Orlofsky (Sarah Mehnert). Doch all das, was sich in der Folge abspielen wird, geschieht nach einem teuflischen Plan von Dr. Falke, der Fledermaus. Er will sich rächen nach einer Demütigung an einem früheren Saufgelage. Eisenstein liess ihn nach durchzechter Nacht unter einem Baum schlafen. Worauf der als Fledermaus verkleidete Frank am nächsten Morgen im Kostüm durch die Stadt heimlaufen musste – was ihm Spott und Häme einbrachte.

Sexy Taschenuhr

Die Revanche ist ein ausgeklügeltes Verwirrspiel. Auf diesem Fest tritt auch Eisensteins Frau Rosaline (Sofie Jensen) auf – allerdings inkognito. Eisenstein blamiert sich vor seiner Frau und auch vor seinem Dienstmädchen Adele (Réka Szabó), die er ebenfalls nicht erkennt, und die er, wie seine Frau, anbaggert – indem er sie mit einer wertvollen Taschenuhr beeindruckt. Sein alter Verführungstrick. Währenddessen schmort an seiner Stelle wegen einer Verwechslung (und auch alkoholbedingt) Rosalindes Verehrer Alfred (Nazariy Sadivskyy) im Gefängnis. Alfreds Masche ist seine Tenorstimme. Wenn er singt, wird Rosalinde schwach und ihr Widerstand gegen den Ehebruch schmilzt.

Rosalinde (Sofie Jensen) und ihr Mann Gabriel (Beau Gibson), dem man nicht trauen kann.

Schwache Frauen, die sich leicht von grossmauligen Mackern verführen lassen und dabei nicht mit Décolleté geizen: Das ist Unterhaltung aus dem 19. Jahrhundert, die heute wohl deshalb noch gezeigt wird, weil die Musik grossartig ist – und die Menschen trotz überholter Klischees nach den Klassikern gieren.

Am Ende ist die Inszenierung von Alexander Kreuselberg dennoch packend, prickelnd und mit Tempo vorgetragen, sodass es in den drei Stunden nie langweilig wird. Dabei hilft, dass das Orchester von der Ouvertüre bis zum Finale flott und präzise spielt (Musikalische Leitung: Enrico Delamboye) und die Sängerinnen und Sänger ihre Sache gut machen bis brillieren (Sofie Jensen).

Tolle Unterwasserwelt

Doch nicht nur dem Ohr wird geschmeichelt: Besonders das Bühnenbild im zweiten Akt ist eine Augenweide. Die Party steigt in einer Unterwasserszenerie. Die Statistinnen und Statisten, sie vergrössern die Festgesellschaft, sind als Meerestiere verkleidet. Es glitzert und leuchtet, selbst die Masken des tanzenden, aber nicht singenden Chors (auf Weisung des BAG) sind allerliebst geschmückt. Was für eine opulente Kulisse für eine rauschende Fete (Ausstattung: Frank Lichtenberg).

Der Chor in der fantastischen Unterwasserwelt.

Der einzige Wermutstropfen: Während auf der Bühne gebechert wird, als gäbe es kein Morgen, bleiben beim auf 50 Personen dezimierten Publikum die Kehlen trocken. Die Bar bleibt in der Pause geschlossen. Mitreissend ists alleweil.