Styriarte in Graz mit „Psiche“ von Johann Josef Fux: Von Schönheit, Lust und Vergebung

Xl_psiche-fux-styriarte-graz-_c__nikola_milatovic-6-21-1 © Nikola Milatovic

Es geht wieder einmal, wie so oft in der Oper, um die Liebe in allen Ausformungen, also auch um „Lust“, so auch das Motto der diesjährigen Styriarte. Es geht aber in diesem Märchen um die schöne Psyche auch um Verlangen und Verzweiflung, um Eifersucht und Vergebung. Liebesgott Amor hat sie zur Braut erwählt, doch seine Mutter Venus ist ob ihrer Schönheit eifersüchtig und will sie vernichten. Letztlich gibt es aber nach einigen Verwirrungen doch ein Happyend. Johann Joseph Fux (1660-1741) hat diese antike, mythologische Geschichte in seiner Oper „Psiche“ aus 1720 in wunderbare Töne gegossen. Man wählte für Graz die Fassung der Uraufführung, musikalisch ergänzt von Antonio Caldara mit leichten Kürzungen, die an die drei Jahrhunderte szenisch nicht aufgeführt wurde. Nur der Geiger Eduard Melkus, unter anderem mit Nikolaus Harnoncourt in der Welt der Alten Musik aufgewachsen, erweckte die Oper (Libretto: Apostolo Zeno) wieder zum Leben und spielte sie mit seiner Capella Academica Wien zumindest konzertant - bei einem Festival in Brünn (1968), bei einem Festival in Brünn (1968), bei den Festkonzerten im westfälischen Brühl (1977) sowie bei den Festwochen der Alten Musik in Innsbruck (1978).

Fux schreib alle seine 18 Opern anlassbezogen, auch hier wird der Mutter von Maria Theresia namens Elisabeth Christine, Gemahlin von Kaiser Karl VI, zum Finale gehuldigt.

Jetzt kann man diese absolute Rarität als szenische Eröffnungsproduktion des steirischen Festivals, das damit mit Konsequenz die vierte Oper des in der Steiermark in Hirtenfeld bei St. Marein stammenden und später als Wiener Hofkapellmeister wirkenden Komponisten aufführt, erleben. Geplant war die Aufführung im malerischen Innenhof des herrlichen Barockschlosses Eggenberg. Und obwohl mehrere Götter sogar der oberste Gottvater Jupiter auf der Bühne standen, machte der Wettergott einen Strich durch die Rechnung und so musste die Premiere in der nüchternen Helmut-List Halle stattfinden, was natürlich viel an stimmungsvollen Ambiente nahm.

Adrian Schvarzstein, gemeinsam mit Jūratė Širvytė auch als stummer Schauspieler auf der Bühne, inszeniert in diesem Ausweichquartier bewusst in strengen, ja manierierten Gesten und Mimik der Barockzeit. Er bleibt dabei recht statisch. Bewusst überzogen aber nicht minder prächtig barockhaft sind die Kostüme inklusive der Perücken, die auf der recht kleinen Bühne zwischen einer Empore mit einem Sofa, einem stilisierten Fluss mit bewegbaren Wellen, einem kleinen Hügel und einem Springbrunnen (Ausstattung: Lilli Hartmann) gezeigt werden.

Diese brillanten Einfälle der an Farben und Stimmungen reichen, ja prachtvollen Partitur, es ist eine der dramatischsten von Fux überhaupt, werden vom bewährten Zefiro Barockorchester unter Alfredo Bernardini mit Stilsicherheit, Frische, Üppigkeit und vorwärtsdrängendem Drive musiziert. Der Arnold Schönberg Chor Wien (Einstudierung: Erwin Ortner) singt das Grazien-Volk wie immer wunderbar, auch mit hochstehenden kleinen Soli und Ensembles aus den eigenen Reihen.

Exzellent singen bei beiden Damen: Monica Piccinini als Psyche fasziniert mit sicherem, flexiblem und reinem Sopran und berührt als Spielball der Götter intensiv. Carlotta Colombo weiß als eitle Venus mit sichersten Koloraturen zu begeistern. Bei den beiden Countertenören ist Raffaele Pe ein Amor mit voluminösem, intensivem Organ ausgestattet, während es Christopher Ainslie als Merkur etwas an Substanz fehlt. Giacomo Nanni als zum Schluss auftretender „Deus ex machina“, als Göttervater Jupiter könnte markanter sein.

Der Premierenabend wurde eingegleitet durch eine Fanfarenmusik im Auftrag der Styriarte von der Komponistin Flora Geißelbrecht und den volkstümlichen Spafudla. Dazwischen kamen Intendant Mathias Huber und die Politik, an der Spitze Staatsekretärin für Kultur Andrea Mayer zu Wort.

Ein gelungener, vom Publikum bejubelter Abend.

Dr.Helmut Christian Mayer

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