Ein bunter neuer Lohengrin bei der Tiroler Festspielen lockt mit feinen Stimmen

Xl_lohengrin_tirolerfestspieleerlsommer2021_xiomarabender_074__002_ © Xiomara Bender

Renaissance trifft auf Moderne - ein bunter neuer Lohengrin bei der Tiroler Festspielen lockt mit feinen Stimmen

Tiroler Festspiele Lohengrin

23.7.2021

Bunt durcheinander wie auf einem Gemälde von Hieronymus Bosch geht es auf der Bühne im Passionsspielhaus in Erl zu. Katharina Thoma inszeniert das Märchen vom heldenhaften Ritter Lohengrin mit einem Schuß Ironie und wenig Requisiten neu. Mitten auf der breiten Bühne von Joseph Leiacker ist ein Schiff an einem grünen Baum verankert, das Segel wird nicht immer verständlich gesetzt. Der Kahn dient als herrschaftliches Podest, Kirche oder Ehebett. Zweigeteilt ist das Volk von Brabant. In historischen Kostümen der Renaissance sehen wir das Gefolge von Elsa als auch König Heinrich. Witzig ist die Ausgestaltung des Heerufers als Hofnarr mit langen Eselsohren, der über den Abend verteilt eine breite Rolle einnimmt. In modernen teils trachtigen teils überaus eleganten Kostümen (Irina Bartels) tritt die Gefolgschaft Telramunds auf. Ob so bewußt alt und neue Herrschaften gezeichnet werden soll bleibt ungeklärt. Lohengrin erscheint im weißen Glitzerfrack als schräge Kopie des US Entertainers Liberace. An das Schwanmotiv in den Violinen angelehnt ist eine poppige weiße Geige mit Bogen das Symbol des göttlichen Tieres. Der Bogen wird auch zur göttlichen Waffe im Zweikampf. Den Schwan packt Lohengrin dann fürsorglich in einen grauen Geigenkasten, den er im dritten Akt auch wieder mitbringt. Zuletzt klettert ein Knabe vom Baum, der erlöste Herzog von Brabant ist zurück.

Die Musikalische Leitung der Premiere liegt bei Titus Engel. Der erste Akt wirkt noch spannungslos und langatmig im Tempo. Deutlich ist die Steigerung bis zum Ende, sodaß eine packende ausgeglichene Interpretation gelingt, die den Sängern auch viel Freiraum für die Gestaltung gibt. Der Chor und das Orchester zeigen sich in bester Form und gut vorbereitet.

Sehr gut ausgewählt präsentiert sich das Sängerensemble. Allen voran die junge Schwedin Christina Nilsson als Elsa und Dshamilja Kaiser als Ortrud. Ihre Szene im zweiten Akt wird zum Höhepunkt. Fein und nahezu engelsgleich steht Elsa ihrer rachsüchtigen dramatischen fein nuancierten Widersacherin gegenüber. Der US Amerikaner A. J. Glueckert ist in der Titelrolle

ein heller glockengleicher Tenor mit klarer sicherer Höhe aber wenig Modulation im Volumen. Seine Stimme erinnert an Klaus Florian Vogt, der wohl zurzeit beliebteste Lohengrin Interpret. Andrew Foster-Williams kann sein Niveau nicht über den gesamten Abend als Telramund halten. Andreas Bauer Kanabas ist ein sicherer vollmundiger salbungsvoller Heinrich. Domen Krizaj zeigt sängerisch und darstellerisch hohe Qualität als Heerrufer.

Viel Begeisterung für die Sänger und Musiker, höflicher Beifall für das Regieteam für die insgesamt sehr gelungene Neuinszenierung.

Dr. Herlmut Pitsch

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