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Trump quatscht Opern

Redakteur
Donatienne Michel-Dansac schwingt als Donald Trump große Reden Donatienne Michel-Dansac schwingt als Donald Trump große Reden
Donatienne Michel-Dansac schwingt als Donald Trump große Reden
Quelle: (c)Brinkhoff-Moegenburg/Brinkhoff-Moegenburg
Dieter Sperl schrieb das Libretto zu „Playing Trump“ von Bernhard Lang nach Reden des ehemaligen US-Präsidenten. Sopranistin Donatienne Michel-Dansac singspielt ihn bei der Uraufführung beängstigend gut.

Wenn es jemand verdient hat, zu Lebzeiten Titelheld einer Oper zu werden, dann Donald Trump. Kein Politiker quatschte und quatscht mehr Opern als der ehemalige und vielleicht zukünftige US-Präsident. Auch dafür lieben ihn seine Anhänger.

Was im wirklichen Leben höchst gefährlich erscheint, erweist sich auf der Opernbühne als so unterhaltsamer wie beängstigender Stoff – sowohl der Analyse als auch der Träume. Staatsopern-Intendant Georges Delnon hat in Hamburg eine exquisite Truppe für die Uraufführung von „Playing Trump“ von Bernhard Lang zusammengestellt.

American Way und soziale Spaltung im Spiegel der Musik

Der große österreichische Komponist Lang hat ein wundervoll komplexes Werk für eine vierköpfige Band mit Leader geschrieben, einen Kosmos, in dem neben den Illustrationen der zerrissenen Hauptperson und der gespaltenen amerikanischen Gesellschaft in wohlkalkulierter Kakophonie, die sich in der Politik spiegelt, noch viel mehr anklingt.

Das Spektrum im Selbstverständnis der amerikanischen Musiknation reicht von der Marching Band und dem frühen amerikanischen Jazz bis zum Rap der Gegenwart. Sonst gibt es leise und laute Lautmalerei, himmlische Egozentrik. In der Staatsoper wird die Musik unter der musikalischen Leitung von Emilio Pomàrico zum Ereignis.

Sopranistin Michel-Dansac spielt Trump und Hillary

Dazu singspielt, spricht und verkündet Sopranistin Donatienne Michel-Dansac den amerikanischen Präsidenten, der über Hillary Clinton hetzt („Crooked Hillary“) während sie zugleich – immerhin spielt sie Trump als Frau – an Hillary selbst erinnert. Tatsächlich hat Liberettist Dieter Sperl die Redetexte Trumps vielfach so gewählt, dass auch andere Präsidenten sie hätten gesagt haben können, von „America first“ bis „die Einkommen steigen“. Die ständige Wiederholung der gleichen, schlichten Phrasen auf Deutsch und Englisch entlarvt das Prinzip. Die Blicke, die Bewegungen von Trump deutet Michel-Densac mehr an, als ihn plump zu imitieren, was die Anmutung eher verstärkt.

Da gibt es viele unvergessliche Momente: Vom kämpferischen Trump, der als Prophet zu seinen Anhängern spricht über den irritiert zickigen Gesprächspartner fiktiver oder realer  Gegner bis zum vernichteten Wahlverlierer, der in einem verlorenen Moment seinen blauen Mantel, der für ihn wohl so eine Art Königsmantel ist, langsam und umständlich unter dem Kinn zusammenrollt, als folge er wie die Graugans einer Eineirollbewegung.

Unschlagbar: „Niemand ist besser in Demut als ich“

In seiner Inszenierung legt Georges Delnon Wert auf eine reduzierte, konzentrierte Form mit wenigen Requisiten. Die Bühne wird beherrscht vom Schlagzeug (großartig gespielt von Lin Chen) rechts und den anderen wundervollen Musikern mit ihren Instrumenten links: Christian Kiefer an der E-Gitarre, Andreas Mader am Saxophon und Johannes Harneit sowie Robert Jacob am Synthesizer. Die Hauptdarstellerin versieht Delnon mit wenigen Attributen wie dem dunkelblauen Mantel und der roten Baseball-Cap. Einmal streift Michel-Densac rote Boxhandschuhe über. Dazu ein Rednerpult und fertig ist der mächtigste Mann der Welt.

Trump (Donatienne Michel-Dansac) lässt spielen, hier Blasmusik (Andreas Mader)
Trump (Donatienne Michel-Dansac) lässt spielen, hier Blasmusik (Andreas Mader)
Quelle: (c)Brinkhoff-Moegenburg/Brinkhoff-Moegenburg

Neben dem musikalischen Genuss geht die inhaltliche Reise in 16 Kapiteln von der Kindheit Trumps zu Füßen seines Vater, über die Eroberung Manhattans bis zur Wahl zum Präsidenten, die Verdammung politischer Gegner, über die Mauer-Pläne zur mexikanischen Grenze „The Great Wall“, die Zerstörung der politischen Kultur „Fake News“ bis zum für Trump und seine Anhänger bitteren Ende. Immer wieder steht das große Ego Trumps im Mittelpunkt, der in allem der Größte ist, bis hin zur wirklich komischen Anmerkung „Niemand ist besser in Demut als ich“. Bravo.

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Quelle: pa/Eibner-Presse/Eibner-Pressefoto/Michael Bermel

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