Verdis „La forza del destino“ in Graz: Die unerbittliche Schicksalsgöttin

Xl_forza-graz-kmetitsch-10-21-2 © Werner Kmetitsch

Fortuna, die Glücks- und Schicksalsgöttin, findet sich am Eisernen Vorhang des Grazer Opernhauses. Dies animierte Eva-Maria Höckmayr, sie lebendig werden zu lassen. Schon während der Ouvertüre von Giuseppe Verdis „La forza del destino“, der diesjährigen Eröffnungsproduktion, beginnen sich die Bilder am Eisernen Vorhang zu bewegen, das Rad des Schicksals dreht sich und das Schicksal selbst steigt personifiziert aus dem Bild. Es wird zur Wahrsagerin Preziosilla, die von Mareike Jankowski mit wunderbaren, intensiven Tönen mit flammend roten Haaren und rotem Kleid verkörpert wird. Sie wird von der deutschen Regisseurin stark aufgewertet und als fast omnipräsente Strippenzieherin in den Mittelpunkt des Geschehens gestellt. Immer wieder greift sie aktiv ins Geschehen ein und lockt die handelnden Personen in ihr meist fatales Schicksal. Auf einem roten Samtkissen trägt sie die Pistole herein und feuert auch den Schuss ab, mit der der Marchese di Calatrava stirbt. Im Kloster spielt sie die Orgel. Höckmayr inszeniert den verworrenen Plot um Racheschwüre, Flüche bis zum letalen Ende vor und hinter einem goldenen Rahmen samt Seitenflügeln und arrangiert darin teils die in der Bewegung eingefrorenen Chöre wie Bilder alter Meister. Auf diesem Rahmen werden ständig mit Videos Kulissen und Personen gezeigt. Die Bühne und das Videodesign hat Momme Hinrichs erdacht, die historisch stilisierten Kostüme stammen von Julia Rösler. Dadurch entsteht eine mächtige, nur selten überfrachtete Bilderflut. Die Personenführung selbst ist zurückhaltend konventionell.

Mit großer Intensität und Bandbreite fasziniert Aurelia Florian als dramatische, aber auch zarte, sensible Leonora mit ihrem schönen, dunkel gefärbten Sopran. Mariusz Godlewski ist ein rachsüchtig getriebener Don Carlo di Varga mit noblem aber etwas zu wenig durchschlagskräftigem Bariton. Aldo Di Toro versprüht in der diffizilen Partie des Don Alvaro viel Schmelz, und verfügt über eine bombensichere Höhe. Gut singt Wilfried Zelinka den Marchese di Calatrava. Samtig hört man Timo Riihonen als Padre Guardiano. Neven Crnic ist ein kerniger Fra Melitone. Untadelig erlebt man die vielen, kleineren Partien sowie den stimmgewaltigen Chor des Opernhauses Graz, dessen Einstudierung Bernhard Schneider besorgte.

Matteo Beltrami erstmals am Pult der Grazer Philharmoniker trägt die Sänger souverän durch den Abend und spannt kunstvoll alle musikdramatischen Bögen. Feinfühlig erreicht er reiche farbige Klangschönheit aber auch, nur manchmal zu laute, expressive, zupackende Attacken.

Großer Jubel für alle!

Dr. Helmut Christian Mayer

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