Alban Berg in Brüssel

"Lulu" in Zeiten von MeToo

06:11 Minuten
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Gleiches Team, zeitgenössische Inszenierung: Die Oper "Lulu" von Alban Berg ist zurück in Brüssel. © Simon van Rompay
Holger Noltze im Gespräch mit Andrea Gerk · 02.11.2021
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Wie wird Alban Bergs Oper „Lulu“ in Zeiten von MeToo inszeniert? Regisseur Krzysztof Warlikowski hat sich dafür entschieden, die Missbrauchsgeschichte von Lulu zu erzählen. Das Ergebnis: ein verstörender, aber großer Theaterabend, so unser Kritiker.
Nach neun Jahren ist Sopranistin Barbara Hannigan zurück am Brüsseler Opernhaus La Monnaie, in ihrer Paraderolle der "Lulu". Auch Regisseur Krzysztof Warlikowski ist wieder mit von der Partie bei der Oper von Alban Berg. Zuletzt wurde das Stück im Jahr 2012 am Haus inszeniert und gefeiert von Kritik und Publikum.
Im Vergleich sei die aktuelle Fassung eine Vertiefung, sagt Opernkritiker Holger Noltze: "Ich habe an vielen Stellen gesehen, dass noch einmal nachgeschärft, nachgearbeitet wurde."

Die Missbrauchsgeschichte wird auserzählt

Vor allen Dingen werde in Zeiten von MeToo auch die Vorgeschichte Lulus erzählt, betont Noltze: "Eine Missbrauchsgeschichte." Bisher sei immer nur angedeutet worden, dass Lulu als 12-Jährige zu Doktor Schön gekommen sei – und irgendwann sei der Vater dann der Zuhälter.
"Dem gibt Warlikowski Bilder. Die dunkle Geschichte darunter bleibt nicht unerzählt, und das ist sehr verstörend, teilweise schwer erträglich anzugucken, aber doch ein großer Theaterabend", sagt Noltze.
Der Regisseur bediene sich seiner "Warlikowski-Maschine", sagt Noltze, inklusive eines Glaskastens, in dem Assoziationen zur Haupthandlung zu sehen seien: Es sei "ein Simultantheater, wo man irgendwann aufhören muss, alles gleichzeitig entschlüsseln zu wollen." Dabei aber sehr anregend.
Vor allen Dingen Barbara Hannigan als Lulu sei unglaublich, so Noltze: "Sie ist wahrscheinlich die einzige Sängerin auf der Welt, die diese vokale Spitzenakrobatik machen kann und dabei auf Spitze tanzen."
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