Als Erstes sind es auch heute vor allem die zeitlichen Ausmaße, die an diesem Werk auffallen. Rund sechzehn Stunden Musik, aufgeteilt auf vier Opern, davon zwei gut vierstündig und eine fünfstündig – man muss als Zuschauer schon pensioniert sein oder den Mühen des Lebens auf andere Art enthoben, um das am Stück zu schaffen. Für Menschen mit Berufen außerhalb der Opernwelt und einem Alltag, in dem noch andere Menschen eine Rolle spielen, ist es im Grunde nicht machbar. Nun wäre es auf ganz eigene Art weltfremd, der Kunst Wirklichkeitsferne vorzuwerfen, und sicher wird sich die Leitung der Deutschen Oper Berlin etwas dabei gedacht haben, die erste zyklische Aufführung des neuen Rings auf die Tage Dienstag, Mittwoch, Freitag, Sonntag zu legen. Aber was? Es ist jedenfalls nicht ohne Ironie, dass der Ring des Nibelungen zwar als große Kapitalismuskritik gilt, die kapitalistischen Zwänge des potenziellen Publikums aber negiert – und sich also nur an die wendet, die es sich leisten können, von sieben Nachmittagen und Abenden der Woche vier in der Oper zu verbringen.