Opernerlebnis – „Mazeppa“/ Kirill Petrenko und die Berliner Philharmoniker im Festspielhaus Baden-Baden

 

Festspielhaus Baden-Baden/MAZEPPA/Olga Peretyatko/Foto @ Monika Rittershaus

Die Oper Mazeppa ist in unseren Breitengraden fast nie auf den Spielplänen zu finden, obwohl sich die Opern von Peter Tschaikowsky großer Beliebtheit erfreuen. In Russland gehört dieses Werk in die Spielpläne aller großen Häuser. Umso grösser war die Freude, dass man in Baden-Baden nun die Gelegenheit hatte, eine konzertante Aufführung dieser Oper zu erleben. (Rezension der Vorstellung vom 10.11.2021)

 

Die Geschichte ist, wie so oft bei Tschaikowsky, verbunden mit einer tragischen Liebe. Stets waren es unmögliche Beziehungsgeschichten, welche seine Opern prägten und in ihrer Dramatik das eigentliche Naturell des großen Komponisten widerspiegelten. In Mazeppa geht es um die Liebe der jungen Maria zu ihrem 50 Jahre älteren Paten und Kosakenführer Mazeppa. Dieser nutzt die Bewunderung der jungen Frau und verlässt mit ihr, gegen den Willen ihres Vaters Kotschubei, das Elternhaus. Auf Rache sinnend, verrät Maria‘s Vater Mazeppa‘s Absicht, einen Feldzug gegen den Zaren zu unternehmen. Maria‘s enttäuschter Jugendfreund Andrei trägt diese Pläne dem Zarenhof zu. Doch misslingt dieser Racheplan. Der Zar misstraut Andrei‘s Botschaft. Er lässt Kotschubei einsperren und verurteilt ihn zum Tode. In der Zelle wartet er nun auf seine Hinrichtung und wird von Orlik, dem Vertrauten Mazeppa‘s, unter Folterdrohungen bedrängt, den Ort seiner Schätze zu verraten.

Festspielhaus Baden-Baden/MAZEPPA/Chor/Foto @ Monika Rittershaus

Ahnungslos, was für ein Schicksal ihren Vater ereilt hat, verbringt derweil Maria ihre Zeit in Mazeppa‘s Schloss, wo sie sich aber vernachlässigt fühlt, weil er nur selten bei ihr ist und fragt nach dem Grund seiner Sorgen. Er verrät ihr seine Umsturzpläne und fragt sie, wenn sie mehr liebe, ihn oder ihren Vater. Er bittet um Verzeihung und als er gegangen ist, kommen ihr erste Zweifel. Nun erscheint Maria’s Mutter Ljubow und erklärt ihr, dass Mazeppa ihren Vater hinrichten werde. Sie eilen zum Richtplatz, um Gnade zu erflehen. Doch zu spät. Das Todesurteil ist vollstreckt. Nach der  Schlacht bei Poltawa, aus welcher Mazeppa als Verlierer hervorgeht und nun selbst zum Gejagten wird, kehrt er in den verwüsteten Garten seines Gutes zurück, wo er Andrei begegnet. Andrei bedroht Mazeppa, dieser erschiesst Andrei. Maria, welche inzwischen den Verstand verloren hat, erkennt Mazeppa nicht mehr und dieser kann fliehen. Als sie den sterbenden Andrei findet, singt sie ein Wiegenlied und hält ihn in den Armen, als wäre er immer noch ihr kindlicher Freund.

Tschaikowsky komponierte für diese Oper große stimmungsvolle Tableaus, schönste Romanzen und Chorszenen.

Festspielhaus Baden-Baden/MAZEPPA/Berliner Philharmoniker u. Kirill Petrenko/Foto @ Monika Rittershaus

Als erstes muss man die Berliner Philharmoniker erwähnen, welche eine hervorragende Leistung erbracht hatten und die einzelnen Stimmungen aufs schönste erklingen liessen. Seien es die romantischen, bis ins feinste Detail berührend gespielten Szenen, oder die dramatischen Tableaus, wie der Beginn des 3. Aktes, stets spürte man, was für eine hervorragende Zusammenarbeit Kirill Petrenko hier zustande gebracht hat. Umsichtig führte er die Solisten und den Chor, zu dieser Glanzleistung.

Die erlese Sängerbesetzung, der in russischer Sprache gesungenen Oper, wurde angeführt von Vladimir Sulimsky als Mazeppa, welcher mit seiner großen Baritonstimme seine Partie mit Bravour gestaltet hatte. Sein Gegenspieler Kotschubei, war mit Dmitry Ulyanow, welcher in der Kerkerszene besonders berührte und überzeugte, bestens besetzt. Andrei, wurde von Dmitry Golovnin ebenfalls eindringlich interpretiert. Seine hohe Tenorstimme passt bestens zu dieser anspruchsvollen Partie.

Festspielhaus Baden-Baden/MAZEPPA/Foto @ Monika Rittershaus

Ganz besonders hervorzuheben ist das Rollendebut von Olga Peretyakto als Maria. Es gelingt ihr aufs schönste, diese tragische Partie mit allen Facetten auszuloten. Dies besonders im Finale der Oper, wo mit dem Wiegenlied dieses Werk einen berührenden Abschluss findet.

Oksana Volkova, als Ljubow, die Gattin Kotschubeis, überzeugte mit ihrer großen Mezzostimme und konnte in der Szene mit Maria, besonders glänzen. In weiteren Rollen, welche ebenfalls bestens besetzt waren, erlebte man Dimitry Ivashchenko, als Orlik, Anton Rositskiy, als Iskra und mit einem Kabinettstückchen als betrunkenen Kosaken, Alexander Kravets. Der Rundfunkchor Berlin wurde seinem Ruf als hervorragender Profichor mehr als gerecht. Gijs Leenaars, hat die Sänger/innen einmal mehr zu einer Glanzleistung geführt.

Für dieses Opernerlebnis bedankte sich das Publikum bei allen Mitwirkenden mit starkem Applaus.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Festspielhaus Baden – Baden
  • Titelfoto: Festspielhaus Baden-Baden/MAZEPPA/Berl. Philharmoniker, K. Petrenko,Olga Peretyatko, Vladislav Sulimsky/Foto @ Monika Rittershaus
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