Gustavo Dudamel in Paris :
Viel Vanille, aber nicht erste Sahne

Von Marc Zitzmann, Paris
Lesezeit: 4 Min.
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Vor allem Vanillecreme: Gustavo Dudamel gibt mit Puccinis „Turandot“ seinen Einstand an der Opéra de Paris. Man hört: Er hat noch einen weiten Weg vor sich.

Was taugt Gustavo Dudamel als Operndirigent? Die Frage stellte man sich schon, als der vierzigjährige Venezolaner im April zum neuen musikalischen Leiter der Opéra national de Paris ernannt wurde. Mit gutem Grund: Der langjährige Chefdirigent des Los Angeles Philharmonic – was er bis mindestens 2026 bleiben soll, parallel zu seinen Verpflichtungen in Paris – ist primär auf dem Konzertpodium zu Hause, nicht im Orchestergraben. Anders als sein Amtsvorgänger Philippe Jordan, der seine Laufbahn als Kapellmeister am Theater Ulm begonnen hatte und im September 2020 als musikalischer Leiter an die Wiener Staatsoper gewechselt ist. Zwar verweist Dudamels offizieller Lebenslauf auf die „über dreißig szenischen, halbszenischen und konzertanten Produktionen an den großen Bühnen der Welt“, die er geleitet hat. Aber sein Repertoire besteht vor allem aus Hauptwerken von Mozart, Verdi und Puccini, zuzüglich „Fidelio“, „L’Elisir d’amore“, „Tannhäuser“, „Carmen“, „Cavalleria rusticana“ und „Pagliacci“, „L’Enfant et les sortilèges“ sowie Musiktheater von John Adams, Leonard Bernstein, Oliver Knussen und Stephen Sondheim. Nichts Barockes, nichts Russisches, kein Strauss, Janáček, Berg – von Stockhausen, Holliger und Sciarrino, von Rihm, Furrer und George Benjamin ganz zu schweigen.

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