Einmal allein, wird Führungskraft Liza im Büro auch zum träumenden Mädchen.

Volksoper

Nein, sie hat nun wirklich keine Zeit für persönliche Probleme. Eigentlich hat Herausgeberin Liza Elliott ja auch keine. Außerdem ist die nächste Ausgabe des Modemagazins Allure fertigzustellen. Lästig nur, dass sie von Tränen und Herzrasen geplagt wird und keine Entscheidungen zu treffen wagt. Kürzlich ging ihr auch noch dieser Charley Johnson auf die Nerven, worauf sie einen Gegenstand nach dem nervigen Werbechef warf. Na gut. Etwas muss geschehen. Psychoanalytiker Alexander Brooks möge aber bitte im Handumdrehen eine Lösung finden. Auf dem Analysedoppelbett liegend, hofft Liza auf Blitzerlösung. Es hat doch alles immer so gut geklappt – in ihrem Karriereleben.

Warum diese Träume

Allerdings ist es schon seltsam, dass sie in ihren Träumen die Prinzessin aller Männer ist, was an der Volksoper in Revueform zelebriert wird: Alle umgarnen Liza, Komponisten wie Schostakowitsch schreiben für sie Werke, während der US-Präsident ihr Gesicht auf Briefmarken zu sehen wünscht. Warum aber dieser narzisstische Traumkitsch? Warum sendet ihr Unbewusstes solche Signale?

Der Doktor, den Robert Meyer als nie herablassenden Seelenhelfer zeigt, hätte sich womöglich gerne länger mit Liza befasst, die Julia Koci durchaus würdevoll und ohne Unterwürfigkeit und vokal durchaus passabel präsentiert. Wir sind jedoch in einem Musical aus dem Jahre 1941, bei dem die Lösung schnell und klischeehaft konzipiert ist.

Der Entlein-Komplex

Liza, so findet der Doktor heraus, hatte ein durch Papa erlittenes Trauma. Mutter war sehr schön, Vater nannte die Tochter aber sein "hässliches Entlein". Eine spätere Zurückweisung durch einen Jungen vertiefte die Wunde und den Entlein-Komplex. Er fand eine andere schöner. Hier ist schon zu ahnen: Lizas Seelenblockade wird durch wahre lange verdrängte Liebe und den gütigen Liebesblick des richtigen Mannes gelöst.

Bis es so weit ist, gibt es flotte Wechsel zwischen Traum und Bürowirklichkeit, zwischen Therapie und Tanzrevue. Regisseur Matthias Davids, der den aus der Zeit gefallenen inhaltlichen Stereotypen leider nichts Ernstzunehmendes entgegensetzt, bewältigt die Stückkontraste elegant unter Assistenz des flexiblen, wendigen Bühnenbilds (Bühne: Hans Kudlich).

Schmusige Versöhnung

Ob nun im Traum Gericht gehalten wird über Liza, deren Richter (witzig: Jakob Semotan) in einer Frauenpuppe sitzend mit einer Tröte für Ruhe und Ordnung sorgt, oder ob ein protziger Filmstar namens Randy Curtis (Ben Connor) Liza anhimmelt: Es geht bunt in Richtung einer Schnelllösung der Probleme durch die schmusige Versöhnung mit dem verhassten Herrn Johnson (Christian Graf), mit dem sich Liza schließlich im Büro wälzt.

Kendall Nesbitt (Axel Herrig) hat da längst ausgedient. Er war bereit, sich endlich von seiner Frau scheiden zu lassen, um Liza, mit der er ein verhältnis hatte, zu ehelichen.

Tja. Gerne hätte man noch eine vertiefende Schlussanalyse von Doktor Brooks gehört. Die hätte man natürlich dazudichten müssen. Schließlich untermauerte denn auch finalisierend nur das Orchester unter der Leitung von James Holmes seine gute Form – auch bei der Unterstützung eines guten Ensembles. (Ljubiša Tošic, 20.12.2021)