Rossini in Frankfurt :
Der unendliche Augenblick

Von Wolfgang Fuhrmann
Lesezeit: 4 Min.
Äußerer Stillstand, während in der Musik die Bombe platzt: Contareno (Theo Lebow), Bianca (Heather Phillips) und Capellia (Kihwan Sim)
Ganz grandios: Die Oper Frankfurt zeigt in „Bianca e Falliero“ von Gioachino Rossini schön singende Menschen, deren Spiel dramatischer Wahrheit verpflichtet bleibt. Der Sopranistin Heather Phillips gelingt ein famoses Debüt.

Was für eine merkwürdige Theaterform die Oper ist, wird vielleicht am ehesten deutlich an dem, was Richard Strauss in einem Brief an Hugo von Hofmannsthal das „kontemplative Ensemble“ genannt hat: Wenn „in dem Moment, wo vielleicht gerade eine dramatische Bombe geplatzt ist, die Handlung stille steht und alles sich in Betrachtungen verliert“. Plötzlich ist die dramatische Zeit außer Kraft gesetzt durch die musikalische, in der die Anwesenden ihr innerstes Empfinden im Gesang aussprechen, unbekümmert um Ohrenzeugen oder Handlungsdruck. Was als mangelnder Realismus gern verlacht wird, ist dabei eine andere dramatische Wahrheit: die aus dem Geiste der Musik.

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