Eine Liebeserklärung an das Leben bei Peter Eötvös Oper „Angel in America“ in Salzburg

Xl_angel_in_america-salzburg-4-22-2 © Anna-Maria Löffelberger

Die Welt ist im Chaos und das Göttliche hat sich enttäuscht zurückgezogen Es geht um Aids und Homosexualität in den 80er Jahren den USA. Beim Paar Prior und Louis zerbricht die Beziehung an der Aidserkrankung des einen, die Ehe der Mormonen von Harper und Joseph an seiner eingestandenen Homosexualität. Letzterer wird vom später an Aids sterbenden Anwalt Roy für einen Job im Justizministerium unterstützt und findet seine homosexuelle Erweckung beim Herumtreiben im New Yorker Central Park bei Prior. Dieser wird von einem Engel heimgesucht, er soll die Welt retten. Es geht um Fragen, welche Rolle kann der Mensch moralisch spielen und was kann er beeinflussen? Gibt es das Göttliche überhaupt? Insgesamt stellt das Werk eine Liebeserklärung an das Leben dar.

Davon handelt die Oper „Angel on America“ von Peter Eötvös (1944 geboren), einer der erfolgreichsten Opernkomponisten unserer Zeit, die jetzt am Landestheater Salzburg, eine Koproduktion mit der New York City Opera, gezeigt wird. Es ist die letzte Produktion im Stammhaus vor dem Umbau. Die Oper basiert auf dem monumentalen Drama von Tony Kushner mit einem vielschichtigen Psychogramm des Menschen und einem Sittenbild des überdrehten Amerikas der 80er Jahre. Anfang der 90er Jahre uraufgeführt, 1994 mit dem Purlitzer Preis geadelt, wurde die Verfilmung mit Golden Globes und Emmys ausgezeichnet. 2004 wurde die Oper in Paris uraufgeführt. Darin verschmelzen in Klangflächen und sich überlagernden Klangstrukturen Elemente der Popmusik, Minimal-Music, des Jazz aber auch Geräusche.

Diese raffinierten Klänge werden vom Mozarteumorchester Salzburg unter Leslie Suganandarajah mit subtilen Abstufungen und Details hinter der Bühne gespielt, da sie im Orchestergraben keinen Platz gefunden hätten. Ergänzt durch ein Vokalterzett und Elektronik ergeben sich so interessante Klangräume. Die Sänger, meist in mehreren Rollen, von denen vielfach Sprechgesang oder überhaupt bloßes Sprechen verlangt wird, gefallen. Besonders George Humphreys als intensiver Prior Walter, Samuel Pantcheff als idealer Joseph, Olivia Cosio als konfuse, pillensüchtige Harper, William Ferguson als sensibler Louis und Raimundas Juzuitis als skrupelloser Anwalt sowie Laura Incko als Engel stechen hervor.

Auf der gekachelten Bühne (John Farell) gelingt es Regisseur Sam Helfrich, die Szenen und Auftritte wie auch Reales und Irreales reibungslos ineinanderfließen zu lassen. Allerdings ist der Plot oft auf Grund der Kürze der Szenen und der verwobenen Beziehungen teils sehr schwer zu erfassen.

Dr.Helmut Christian Mayer

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