John Lundgren, also Wotan, zwingt Loge, also den glänzenden Daniel Behle, seine Problem mit der Burgbezahlung zu lösen.

Ashley Taylor

Wien – Dramatisches hat Sven-Eric Bechtolfs gute alte Inszenierung von Wagners Ring gesehen. Bei der Walküre verlor 2007, Direktor war noch Ioan Holender, etwa Wotan, also Juha Uusitalo, seine Stimme, worauf er im dritten Akt nur noch stumm spielte, während Ersatz Oskar Hillebrandt vom Bühnenrand aus sang. Es hieß, man habe den Ersatz beim Pizzakauf erwischt und überreden können ...

Kein Drama dieser Art bei der mittwöchigen Wiederaufnahme von Rheingold. Allerdings brachte es Wotan doch auf einige brutale Buhs, für die sich John Lundgren gefasst-würdevoll gar bedankte.

Keine Kraft

Tatsächlich war ihm in diesem Abend kaum Energie gegeben, den göttlichen Tönen jene Wucht zu schenken, die der gewichtigen Rolle Aura verleiht. Etwas gar instabil klang das bisweilen; es schien Wotan die Bestimmtheit zu fehlen, Töne und Motive punktgenau anzusteuern und sie nicht verwaschen zu hauchen oder per Notglissando anzusteuern. Auch hatten Fricka (Monika Bohinec), Freia (Regine Hangler) und Erda (Noa Beinart) diesem Wotan einige nötige Dezibel voraus.

In dem von Dirigent Axel Kober (an sich Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein) respektabel betreuten Ambiente des Staatsopernorchesters glänzte eher der schlaue Loge, den Daniel Behle leuchtend-vital präsentierte. Zunächst sprechgesanglich etwas überengagiert, steigerte sich Alberich (Jochen Schmeckenbecher) zur dramatischen Souveränität eines Fieslings, der auch Mime (glänzend Jörg Schneider) quälte.

Sehr anständig

Fasolt (Artyom Wasnetsov) und Fafner (Dmitry Belosselskiy) waren dem Abend eine akklamierte Bereicherung. Robust Donner (Erik Van Heyningen) und Froh (Daniel Jenz). Durchaus solide Woglinde (Joanna Kędzior), Wellgunde (Patricia Nolz) und Flosshilde (Stephanie Maitland). Ein sehr anständiger Abend. (Ljubisa Tosic, 6.5.2022)