Oper „Hoffmanns Erzählungen“ : Diese trügerische Lolitahaftigkeit
Der Anfang war schwierig. Das Staatstheater hat der Schauspielregisseurin Claudia Bauer eine erste Oper anvertraut und gleich eine der anspruchsvollsten. Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“, hier im Französisch des Originals gesungen, ist ein erstaunliches Werk. Nicht nur musikalisch, weil ein Schlager auf den nächsten folgt und der Komponist das Bühnengeschehen mehr mit Monogrammen versieht als spiegelt oder ausdeutet. Die Handlung ist, anders als in der Oper des neunzehnten Jahrhunderts üblich, im neunzehnten Jahrhundert angesiedelt und kommentiert dessen Mythen des Alltags: die unheimliche Lust deutscher Studenten an Kollektivgesang und -besäufnis, die aufkommende Welt der Automaten und Prothesen, die Faszination der scheinbar aufgeklärten Welt durch Geister, Zauberei und das Böse – das häufigste Wort im Libretto Jules Barbiers ist „diable“ – und über allem die Schicksale der romantischen Liebe.