"Così" im Sado-Maso-Look und mit Klang-Esprit

26. Oktober 2022 - 23:37 Uhr

München (MH) – Ein volles Haus, eine Mozart-Paradeoper und Premierenjubel nahezu wie Vor-Corona-Zeiten – "Così fan tutte" fand in der Bayerischen Staatsoper am Mittwochabend beim Publikum große Zustimmung. Dabei hat die erste Neuproduktion der Spielzeit mit dem Regiedebüt von Benedict Andrews durchaus Einschränkungen. Denn so feinsinnig das Bayerische Staatsorchester mit Vladimir Jurowski in dessen zweiter Saison als Generalmusikdirektor das Mozart’sche Klang- und Einfallsuniversum behandelt, so sehr wird die Spielfreude einiger Personen durch die Personenregie beschränkt.

"Così fan tutte"

"Così fan tutte"

Schade, dass dies im ersten Akt gerade die beiden Protagonisten-Schwestern Fiordiligi und Dorabella trifft. Stimmlich und in der Mozart-Auffassung klingen Louise Alder (Rollendebüt) und Avery Amereau (im Dorabella-Rollen und München-Debüt) wunderbar zusammen, agieren einheitlich – und langweilen. Sie im ersten Akt als sich durch die Haare streifende Naivchen ohne Temperament vorzuführen, verkürzt die Charaktere zu sehr. Mit derart magerem Anfangspotential ist eine Entwicklung der Rollen schwer zu argumentieren.

Von Beginn an regiemäßig besser davon kamen alle anderen. Konstantin Krimmel als Guilelmo (Rollendebüt) und Sebastian Kohlhepp als Ferrando: beide glänzten als humorige Partner der Schwestern. Sandrine Piau liefert eine bestechend muntere und komische Despina. Christian Gerhaher als Don Alfonso ist ein Ereignis. Stimmlich das bekannte Wunder an Nuancenreichtum, gestaltet er szenisch jede Rollen-Lebenslage vom Voyageur mit Sado-Maso-Maske bis zum amüsierten Betrachter des Beziehungstheaters glaubwürdig.

Im zweiten Akt sind einige Regie-Einfälle verkrampfte Versuche, die Schwestern-Liebhaber als divers-Orientierte interessanter zu machen. Als wenn die von Da Ponte/Mozart gezeigten und gestalteten Beziehungsgeflechte und -gefechte nicht schon topspannend, mehrdeutig und auch witzig genug wären.

Musikalisch ist die Produktion klar lohnend: Jurowski dirigiert zupackend und entwickelt mit dem Orchester immer wieder inspirierte und federnd-leichtfüßige Mozartklänge voller Virtuosität. Klasse.

© MUSIK HEUTE. Alle Rechte vorbehalten – Informationen zum Copyright

(mk/wa)

Mehr zu diesem Thema:

Weitere Artikel zur Bayerischen Staatsoper

Link:

http://www.staatsoper.de

Mehr zu diesen Schlagwörtern: , , , , , , ,
Print Friendly