„Così fan tutte“ :
Verführung und Versagen

Von Stephan Mösch
Lesezeit: 4 Min.
Ganz schön viel pubertierender Quark: Vier qualvolle Stunden zieht sich die Aufführung von „Così fan tutte“.
Voyeurismus und der Reiz der Polygamie: Benedict Andrews und Vladimir Jurowksi scheitern an der Bayerischen Staatsoper mit „Così fan tutte“.

Na endlich! Es dauert lange, bis dieser Abend für knapp zehn Minuten zu einer Dichte und Konzentration findet, die „Così fan tutte“ angemessen ist. Die Sopranistin Louise Alder singt „Per pietà“. Das große Rondo ist ein verzweifelter Akt der Selbstsuggestion. Fiordiligi versucht, ihre Gefühle zu ordnen und eine bereits weit fortgeschrittene Verführung doch noch abzuwehren. Sie steigert sich ins Glück einer alten Beziehung, die längst nicht mehr existiert. Ein Spot auf der leer geräumten Bühne genügt. Den Rest macht die Stimme, die Mozarts E-Dur-Abgründe bis in die Tiefen der Seele und der Tonlagen hinein einfängt. Louise Alder triumphiert mit ihrer Bereitschaft zur Identifikation und mit gesangstechnischem Können. Es ist das Ereignis des Abends. Leider das einzige.

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