Wien: „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss in sängerischer Luxusbesetzung

Xl_rosenkavalier-12-22-1 © Michael Pöhn

Es gibt diese Glücksmomente, wo musikalisch (fast) alles passt: so geschehen an der Wiener Staatsoper, wo sängerischer Luxus pur für die aktuelle Serie „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss aufgeboten wird: Allen voran gibt es da einmal einen phänomenalen Ochs. Denn wie Günther Groissböck die Rolle sowohl sängerisch als auch szenisch anlegt, ist einfach großartig. Stimmlich am Höhepunkt seiner Karriere singt der aus Niederösterreich stammende Bass ungemein fassettenreich und differenziert. Er trifft er jeden, auch noch so tiefen Basses Ton und alles mit langem Atem.  Auch seine Bühnenpräsenz ist phänomenal: Mit großer Spielfreude, jede Pointe treffend gesetzt, herrlich prall, mit spitzbübischer Naivität, humorvoll und frech.

Und dann hat man auch noch eine Krassimira Stoyanova, seit unglaublichen zwei Jahrzehnten dem Haus verbunden, auf der Bühne: Eine etwas teils kühl wirkende, durchaus elegante und sensible Feldmarschallin mit blühendem, wunderbarem Sopran. Vera-Lotte Boecker hat die ideale Sophien-Stimme, schlank wie auch strahlend und sie spielt entzückend. Kate Lindseyi n der Rolle des Octavian ist leider etwas zu wenig verständlich, auch nicht immer hörbar. Sonst singt sie die Partie aber sehr überzeugend. Adrian Eröd ist ein köstlicher, neureicher Herr von Faninal. Regine Hangler singt die Leitmetzerin einwandfrei. Thomas Ebenstein zeigt wie immer einen überzeugenden und scharfgezeichneten Valzacchi, Monika Bohinec, seine Annina, assistiert ihm dabei wunderbar. Wolfgang Bankl überzeugt als mächtig singender Polizeikommissär. Und wahrer Luxus ist der mit wunderbarem Timbre singende Juan Diego Flórez für die kurze Rolle des Sängers. Der Ausnahmetenor singt seine Arie hinreißend.

Philippe Jordan am Pult des Wiener Staatsopernorchesters vermag bei den Musikern luxuriösen und üppigen Wohlklang zu verströmen. Allerdings ist manchmal die Phonstärke etwas überzogen und dabei gibt es Momente, wo er sogar einige Sänger zudeckt. Es fehlt aber ansonsten weder an spannungsvoller Agogik, noch an inniger Emotionalität.

Und das alles findet in der traditionellen Inszenierung von Otto Schenk, die kaum zu glauben, zum 393. Mal hier am Haus gezeigt wird, statt. Großer Jubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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