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Endlich angekommen: Okka von der Damerau als Ariadne an der Bayerischen Staatsoper

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Okka von der Damerau und Andreas Schager
Okka von der Damerau singt erstmals die Titelpartie, hier mit Andreas Schager (Bacchus). © Wilfried Hösl

Es ist zwar „nur“ eine Wiederaufnahme an der Bayerischen Staatsoper, doch die hat‘s in sich: Die Titelpartie in „Ariadne auf Naxos“ ist maßangefertigt für Okka von der Damerau.

Nach vielleicht 50, 60 Minuten, sie singt gerade vom Totenreich, „wo alles rein ist“, da ist sie allein. Schwarz ist die Bühne, riesig, ohne Requisiten, und sie gehört nun Okka von der Damerau ganz. Erstmals übrigens an der Bayerischen Staatsoper, dem Heimathaus, das ihr mit der Hauptpartie in „Ariadne auf Naxos“ endlich eine Titelrolle gönnt – abgesehen von Humperdincks Hänsel, aber den wollen wir hier mal vernachlässigen.

Es ist eine Partie, die maßangefertigt ist für die Stimme der Mezzosopranistin, die immer mehr nach oben drängt bis zu – gerade in Stuttgart und Neapel zu erleben – Wagners „Walküren“-Brünnhilde. Das Debüt in der Strauss-Oper im Rahmen einer Münchner Wiederaufnahme kommt zum exakt richtigen Karriere-Zeitpunkt. Üppig und frei darf sich diese gehaltreiche Stimme verströmen. Eine natürliche, keine aufgesetzte oder posierende Dramatik. Und wo die Kolleginnen tricksen müssen, in der viel geforderten Mittellage oder in den Abgründen, da ist Okka von der Damerau ohne jegliche Verspannungen präsent.

Trotz Mini-Besetzung tönt es nach „Elektra“

Eine genuin Hochdramatische erlebt man, die im ihr gebührenden Fach angekommen ist und die mit steigender Aufführungszahl gewiss noch zwei, drei Feinheiten wagen wird. Mit Andreas Schager als Bacchus spendiert die Staatsoper den derzeit unverwüstlichsten Heldentenor. Das Finalduett, in dem andere auf der Felge singen, ist hier wirklich kraftvolle Apotheose, bei der’s dem Publikum im Parkett die Frisuren nach hinten weht. Die Reserven brauchen beide auch, weil unten Lothar Koenigs mit dem Bayerischen Staatsorchester aktiv ist. Obwohl Strauss für Mini-Besetzung schrieb, tönt alles fast über „Elektra“-Niveau. Koenigs lotst souverän, ermuntert aber meist, anstatt zu dimmen und hinters Bühnenpersonal zurückzutreten. Vielleicht liegt’s auch am solistisch geforderten Orchester: Wer sich mal allein in Klangszene setzen darf, legt erst so richtig los.

Das Nachsehen haben Zerbinettas Lover, an der Spitze Konstantin Krimmel als Harlekin. Der kann seine am Liedgesang geschulte, humoristische Feinarbeit nicht optimal über die Rampe bringen. Auch für Tara Erraught als Komponist im hellen Vokallodern wird manches zum Grenzgang. Jochen Schmeckenbecher gibt einen kernigen, robusten Musiklehrer. Und Olga Pudova ist gerade eine der wenigen Sopranistinnen, die sich lustvoll in der Zerbinetta-Stratosphäre bewegen – was sie nicht davon befreien sollte, ein wenig mehr Textarbeit zu riskieren.

Nahe am Optimum, und dies trotz gefährlicher Lage: Jasmin Delfs, Emily Sierra und Jessica Niles als Nymphen-Trio. Und wenn sich bis zur Zweitvorstellung herumgesprochen hat, dass es keine Pause gibt, dann dürfte diese „Ariadne“ auch ohne Rumpeln in den Reihen stattfinden können – wenn die Zwischendurchflucht zur Toilette entfällt.

Weitere Vorstellungen am 26. und 30. März.

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