VG Wort
Direkt zum Inhalt wechseln
LIVE Neue Nachricht im Liveticker
„Parsifal“-Premiere

Bayreuth bietet Erlösung mit Computerbrille

Andreas Schager (Parsifal) und Ekaterina Gubanova (Kundry) während der Bayreuther Festspiele 2023
Andreas Schager (Parsifal) und Ekaterina Gubanova (Kundry) während der Bayreuther Festspiele 2023 Foto: Enrico Nawrath/Festspiele Bayreuth/dpa

Von

Bei der Premiere von Wagners „Parsifal“ bei den Bayreuther Festspielen 2023 bekamen 300 Zuschauer Computerbrillen für zusätzliche Effekte. Festspiel-Chefin Katharina Wagner wollte damit neue Wege beschreiten.

Große Aufregung im Bayreuther Festspielhaus zur Eröffnungspremiere von Richard Wagners „Parsifal“. Doch nur 330 der gut 1900 Zuschauer erhielten eine der begehrten Computer-Brillen. Mehr gab es nicht.

Als Teil der Inszenierung sahen die Bebrillten zusätzlich zu dem, was auf der Bühne passierte, Videobilder vor ihren Augen: Blumen kreisten umher, Funken und Totenköpfe flogen, Dornenkronen sprossen – das Ganze unter der Überschrift „erweiterte Realität“.

Festspiel-Leiterin Katharina Wagner (45) war verständlicherweise stolz darauf, etwas präsentieren zu können, was zuvor noch nie ein Musiktheater produziert hatte. Ein wahrhaft historischer Coup, ganz dem Satz ihres Ur-Ur-Großvaters folgend „Kinder, macht Neues!“

Stammgast und Wagner-Kennerin Angela Merkel (69) war engagiert beim Kunst-Technik-Experiment dabei, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (56) zeigte sich weniger interessiert und beurteilte es öffentlich als nicht viel mehr als eine überflüssige Spielerei. Das Gesamtpublikum war mit dem Abend überwiegend sehr zufrieden bis hin zu Begeisterungsstürmen. Versehen mit ein paar unvermeidlichen Buhs.

Der US-Amerikaner Jay Scheib (53) schuf aus dem Bühnenweihfestspiel ein kunterbuntes Spektakel, in dem sich das rätselhafte Thema der menschlichen Schicksals-Erlösung mit dem Problem der Endlichkeit des Planeten mixte. Sehr zeitgemäß! Plastikmüll und Naturkatastrophen neben psychologischen Traumata und liebevollem Mitgefühl ohne Vorurteile.

Dargebracht von einer Reihe phänomenaler Sänger: Andreas Schager (51), der Weltklasse-Heldentenor als Parsifal. Elina Garanča (46) mit Traum-Mezzosopran als leidenschaftliche Kundry und einhellig gefeierte Bayreuth-Debütantin. Gefühlvoll und klangschön Derek Waltons Amfortas neben Publikumsliebling Georg Zeppenfeld (Gurnemanz).

Dazu der verlässlich hinreißende Festspielchor und alles getragen vom samtenen, weihe- und schwungvollen Musizieren des spanischen Dirigenten Pablo Heras-Casado (45), auch er zum ersten Mal bei den Festspielen.

Vor allem im letzten Bild wurden die drei Ebenen Videodesign, Musik und Bühneninszenierung eine magische Einheit:  Parsifal erlöst Kundry mit einer winzigen Geste seiner Hand, während per Computerbrille der Heilige Geist als sonnige Taube Hoffnung verstrahlt, so herrlich kitschig und pathetisch, wie Wagner gern ist.

Eine mit recht gefeierte Aufführung, eine musikalische Glanzleistung!

Themen: Bayreuth Bayreuther Festspiele Deutsche Promis
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale-Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.