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BASEL/ Theater: DIE WALKÜRE (Premiere). Walkürenfest und gewittererprobt

17.09.2023 | Oper international

Richard Wagner: Die Walküre • Theater Basel • Premiere: 16.09.2023

Walkürenfest und gewittererprobt

Nur eine Woche nach dem Rheingold geht der Basler Ring mit der Walküre weiter. Der positive Eindruck des Rheingolds wird bestätigt.

 

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Foto © Ingo Höhn

Die Regie von Intendant Benedikt von Peter (Co-Regie: Caterina Cianfarini) überzeugt durch die konsequente Umsetzung des Konzepts die Tetralogie als Rückblick von Brünnhilde zu erzählen. Die prägenden Elemente der Bühne (Natascha von Steiger) sind die Andeutung einer zeitgenössischen Villa (Walhall), ein Baumstrunk (Weltesche) und ein grosser Esstisch (Familie). Dazu kommen gezielt eingesetzte Versatzstücke, so unter anderem während des Walkürenritts ein Schimmel. Er ist walkürenfest und gewittererprobt, denn Musik, Blitz und Donner (Videodesign: David Fortmann; Sounddesign: Robert Hermann) mit der stoischen Ruhe eines Brauereipferds. Diese Umsetzung gefällt Wagnerianern und bietet den Novizen einen guten Zugang, denn sie erzählt die Geschichte so, dass sie auch ohne den Überbau zu verstehen ist, und zugleich Lust auf Mehr, den Überbau kennenzulernen, macht.

Zu den intensivsten, bildmächtigen Momenten des Abends gehört der Walkürenritt während eines heftigen Gewitters. Dazu trägt die Musik ganz wesentlich bei, denn durch die Platzierung des Orchesters unter der Bühne ist der Klang gleichermassen präsent wie aus dem Graben, aber weniger dominant. Der grosse Vorteil, wenn auch ungewohnt, dass es keinen Graben und dort nichts zu sehen gibt, ist die Fokussierung des Zuschauers auf das Bühnengeschehen. Der Klang, so ein eingefleischter Wagnerianer und Bayreuth-Kenner, sei dem auf dem Grünen Hügel relativ ähnlich. Das Sinfonieorchester Basel unter Jonathan Nott begeistert erneut mit einem wunderbar satten, aber dennoch federleichten Klang.

Ric Furman als Siegmund überzeugte mit einem frischen, jugendlich-kräftigen Tenor und phänomenaler Textverständlichkeit auf dem Weg zum Heldenfach. Ein Höhepunkt in stimm-kulinarischer Hinsicht sind natürlich Siegmunds Wälse-Rufe, lang und kräftig ausgehalten. Theresa Kronthaler als Sieglinde überzeugt mit einem wunderbar vollen, warmen und dennoch höchst agilen Sopran. Auch hier ist die Textverständlichkeit überdurchschnittlich. Artyom Wasnetsov als Hunding ist mit seiner Grösse und dem herrlich tiefen, balsamisch runden Bass eine eindrückliche Erscheinung. Er kann ebenfalls mit grosser Textverständlichkeit überzeugen; in Sachen Aussprache ist aber noch genausoviel Luft nach oben. Trine Møller legt die Brünnhilde mehr als Tochter denn als Walküre an. Stimmlich ist die Brünnhilde bei ihr in bester Kehle und szenisch ist im Zusammenspiel mi ihrem Wotan ausgesprochen intensiv und überzeugend. Nathan Berg ist ihr Wotan und mit markantem Bass ein mehr als würdiger Göttervater und kombiniert Singen und Spielen zu einer idealen Einheit. Die Walküren sind ein Oktett mit überzeugenden Stimmen und von eindrücklicher Bühnenpräsenz. Hanna Schwarz überzeugt als Erda mit enormer Bühnenpräsenz und stimmlicher Autorität. Karl-Heinz Brandt als Mime, Michael Borth als Donner und Ronan Caillet als Froh ergänzen das Ensemble.

 

Pures Vergnügen: Diesen Ring muss man gesehen haben!

Weitere Aufführungen:

So. 24.09.2023, 17:00–21:25; Sa. 30.09.2023, 18:00–22:25; Di. 03.10.2023, 18:00–22:25;

Sa. 07.10.2023, 18:00–22:25; So. 09.06.2024, 17:00–21:25; Di. 18.06.2024, 18:00–22:25;

So. 23.06.2024, 17:00–21:25.

17.09.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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