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ZÜRICH/ Opernhaus: GÖTTERDÄMMERUNG. Premiere

06.11.2023 | Oper international

Richard Wagner: Götterdämmerung • Opernhaus Zürich • Premiere: 05.11.2023

Kurzkritik eines Ring-Novizen

«Wagner first»

In nur 19 Monaten (Premiere «Das Rheingold» am 30.04.2022) hat das Opernhaus Zürich seinen Ring des Nibelungen vollendet. Und das mit grossem Erfolg.

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Foto © Monika Rittershaus

Die Krone dieses Rings gebührt ganz klar der Philharmonia Zürich und ihrem GMD Gianandrea Noseda. Es ist kaum in Worte zu fassen, wie phantastisch gespielt wird, wie perfekt jedes einzelne Register aufgestellt und wie absolut ausgefeilt die Farben und die Lautstärke von kammermusikalischer Intimität bis hin zu den ideal gestalteten orchestralen Entfesselungsstürme sind. Geradezu mustergültig gelingen «Siegfrieds Rheinfahrt» und der Trauermarsch. Es sitzen die bekannten Gesichter im Graben, aber es klingt so anders, paradiesisch, unerhört.

Intendant und Regisseur Andreas Homoki hält sich wie zuvor schon eng an das vom Komponisten gestaltete Libretto und schafft reichlich Raum für Details und Humor. Entscheidend für seine Arbeit ist der Respekt vor der Musik, deren Vorrangstellung nicht in Frage gestellt wird, und vor allem der Respekt vor dem Libretto, die Regieanweisungen inbegriffen. Hier gilt «Wagner first». Diese «Beschränkung» ist ihm hoch anzurechnen. Christian Schmidts Ausstattung folgt konsequent dieser Sicht der Dinge und den letzten Arbeiten, ist aber, der Götterdämmerung, nun auch schon in die Jahre gekommen. Franck Evins Lichtgestaltung trägt enorm zur grossen Wirkung bei, die Video-Einblendungen wie das im Bild brennende Walhall stammen von Tieni Burkhalter.

Der Chor der Oper Zürich (Choreinstudierung: Ernst Raffelsberger) und der Statistenverein am Opernhaus Zürich erledigen ihre Auftritte tadellos.

Mit Ausnahme von Alberich, Gutrune, Waltraute und Wotan sind alle Solisten Rollendebutanten. Klaus Florian Vogt überzeugt als Siegfried mit endlose Energien, perfekter Diktion und ausserordentlicher Bühnenpräsenz rundum. Daniel Schmutzhard gibt einen soliden, wenig auffälligen Gunther. Alberich ist bei Christopher Purves in besten Händen und charakteristisch idealer Kehle. David Leigh vermag als Hagen leider nur bedingt zu überzeugen: Der Bass klingt zwar prächtig, dies aber recht monoton. Zudem lässt die Diktion deutlich zu wünschen übrig. Camilla Nylund ersingt sich mit der Riesen-Rolle der Brünnhilde einen grossen persönlichen Erfolg. Sie teilt die Kräfte ideal ein, so dass ihr auch für die Schlussszene genug Energie bleibt. Bewunderung, pure Bewunderung für diese grossartige Leistung! Lauren Fagan als Gutrune und Sarah Ferede als Waltraute schlagen sich tadellos, bleiben aber eher unauffällig. Freya Apffelstaedt als Erste Norn, Lena Sutor-Wernich als Zweite Norn, Giselle Allen als Dritte Norn mit ausbaufähiger Diktion, Uliana Alexyuk als Woglinde, Niamh O’Sullivan als Wellgunde und Siena Licht Miller als Flosshilde und Wolfram Schneider-Lastin als Wotan (Anm.d.Redaktion: ich habe extra in der Homepage der Oper Zürich nachgeschaut, in dieser Inszenierung gibt es Wotan, vermutlich als stumme Rolle) ergänzen das famose Ensemble.

Wagner first!

 

Weitere Aufführungen (Restkarten): 09.11.2023, 12.11.2023, 18.11.2023, 24.11.2023; 03.12.2023.

Im Rahmen der beiden Ringzyklen (Restkarten): 09.05.2024, 26.05.2024.

 

06.11.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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