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HAMBURG/ Staatsoper: RIGOLETTO. Wiederaufnahme. Keine Sternstunde

23.11.2023 | Oper international

Giuseppe Verdi: Rigoletto • Hamburgische Staatsoper • Wiederaufnahme: 22.11.2023

(120. Vorstellung seit der Premiere am 16.10.1994)

Keine Sternstunde

Die Hamburger Inszenierung des Rigoletto vom jetzigen Zürcher Intendanten Andreas Homoki wird bald 30 Jahre alt, kann also, nur zwei Jahre nach dem Genfer Frosch, mit dem Homoki seinen Durchbruch feierte, als Frühwerk gelten. Die seine Arbeiten bis heute prägende Baukasten-Technik ist hier schon zu entdecken.

jpl
Foto © Arno Declair

Zur Inszenierung kann nichts Neues gesagt werden. Daher kann auf die Kritik von der 111. Vorstellung verwiesen werden. Vieles, was seine heutigen Arbeiten charakterisiert, ist hier schon auszumachen: die Vorliebe für kräftige Farben, die pointierte Betonung als Gewalttätigen, eine etwas eigene Ästhetik. Die heute bevorzugten Partner, Wolfgang Gussmann für Bühnenbild und Kostüme und Manfred Voss für das Licht, waren auch damals schon dabei. Nicht auszumachen ist die heutige Neigung, Werke nach eigenem Gusto zu bearbeiten, für die eigene Inszenierung passend zu machen.

Die Welten sind mit kräftigen Farben klar getrennt: der Herzog trägt gelb, Rigoletto und Gilda blau, die Familie Monterone rot und Maddalena schwarz. Rigoletto, wenn er im Dienst ist, und Sparafucile tragen beide das Narrenkostüm, der eine in der Grundfarbe weiss (und als Hofnarr eine entsprechende gelbe Krone), der andere in der Grundfarbe schwarz, entsprechend dem «Pari siamo». Zum Mobiliar der Bühne gehören eine überdimensionierte gelbe Krone, in der der Herzog die ihm vom Hofstaat zugeführten Mädchen verführt, ein blaues, stilisiertes Häuschen für Rigoletto und Gilda und eine Jalousie mit einem roten Zugknopf. Die Bühne selbst ist ein perspektivisch verengter Trichter, dekoriert mit einem Muster aus Federstrichen. Wie eng sich Homoki ans Libretto hält zeigt die Entführungsszene, wo, während Rigoletto eine übergrosse, gelbe, ans Portal gelehnte Leiter hält, die Höflinge Gilda und den Herzog in der Krone zusammenführen und dann das Häuschen über sie stülpen.

Das Philharmonisches Staatsorchester Hamburg unter Leitung von Paolo Arrivabeni spielte hoch konzentriert auf und bot die Partitur bestens austariert dar. Der Chor der Hamburgischen Staatsoper (Chor: Christian Günther) meisterte seinen Auftritt trotz der ihm von der Regie aus Angst vor szenischem Stillstand verordneten unpassenden «Tanzbewegungen» mit sattem, kompakten Klang.

Sergei Romanovsky als Duca di Mantova ist eine Fehlbesetzung. Sein herrlicher Tenore di grazia ist für das grosse Haus der Hamburgischen Staatsoper deutlich zu klein. Mit der Rolle des Herzogs wird er sich über kurz oder lang, vermutlich eher kurz gründlich die Stimme ruinieren. Führt der Weg in die Hohen Register oder ins Forte, kommt es zuerst zu einer Art Schnapp-Atmung und zu einem unkontrollierten Lauterwerden der Stimme (so, als ob man am Schallplattenspieler am Lautstärkeregler dreht). Im Verlauf des Abends mehren sich heisere Momente und ausgelassene Spitzentöne. Yngve Soberg bietet als Rigoletto solides Handwerkskunst und vorbildlich Phrasierung. Siobhan Stagg gibt die Gilda mit viel Vibrato. Ihrer Stimme mangelt es anfänglich auch an Agilität: das «Caro nome» führt sie hörbar an ihre Grenzen. Im weiteren Verlauf des Abendsvtendiert die Stimme dazu schärfer zu werden. Soloman Howard als Sparafucile und Ida Aldrian als Maddalena sind ein solides Geschwisterpaar. Chao Deng als Il Conte Monterone, Liam als Il Conte di Ceprano, Yeonjoo Katharina Jang als La Contessa di Ceprano und Il Paggio della Duchessa, Mateusz Ługowski als Marullo, Florian Panzieri als Borsa, Jana Kurucová als Giovanna und Grzegorz Pelutis Un Usciere di Corte.

Keine Sternstunde.

Weitere Aufführungen: Sa. 25.11.2023, 19.30; Di. 28.11.2023, 19.30; Do. 30.11.2023, 19.30.

22.11.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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