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HAMBURG/ Staatsoper: DER FLIEGENDE HOLLÄNDER. Wiederaufnahme

13.12.2023 | Oper international

Richard Wagner: Der fliegende Holländer • Staatsoper Hamburg • Vorstellung: 12.12.2023

(9. Vorstellung seit der Premiere am 23.10.2022 • 2. Vorstellung seit der Wiederaufnahme am 10.12.2023)

 (Kurzkritik)

Lametta satt

Hamburgs Fliegender Holländer überzeugt in dieser Saison musikalisch. Szenisch wird Lametta satt geboten.

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Foto © Hans Jörg Michel

Musikalisch ist dieser Fliegende Holländer kaum zu überbieten. Adam Fischer beweist einmal mehr seinen Rang als Wagner-Dirigent: Schon in der Ouvertüre vermag er dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg Klangwelten zu entlocken, die in Sachen Abstufung von Farben und Tempi ihresgleichen suchen. Die Aufführung bestätigt diesen Eindruck und mündet in einem grandiosen Finale. Besonders zu erwähnen und loben sind die nachtwandlerisch sicheren und traumhaft schönen Bläser. Der Chor der Staatsoper Hamburg (Chor: Eberhard Friedrich) überzeugt mit sattem, homogenem Wohlklang.

Franz-Josef Selig gibt mit herrlich dunkel gefärbten Bass ein vorgeblich besorgten Vater, der dem Holländer seine Tochter verspricht und sie, ganz hanseatisch, wohl auch liefern würde. Gabriela Scherer ist mit ihrem grossen Sopran eine nicht mehr ganz junge, aber absolut glaubwürdige Senta. Eric Cutler (für Michael Spyres) gibt einen Liebhaber der für seine Liebste aufs Ganze geht. Katja Pieweck überzeugt als Sentas Amme Mary. Daniel Kluge gibt mit strahlendem Tenor einen eindrücklichen Steuermann. Die Krone des Abends gebührt Michael Volle als wohl führendem Holländer der Gegenwart. Mit klug eingeteilten Reserven kann er mit schier unheimlicher Bühnenpräsenz und unendlicher Palette an Schattierungen und Farben bis zum Schluss brillieren.

Der Besetzungszettel führt auch den Posten «Regie» (Michael Thalheimer)  an. Der Zuschauer wird mehr oder weniger fragend im Stich gelassen, denn die Personenführung scheint sich auf organisiertes Durchkämpfen im bühnenhohen Lametta (Bühne: Olaf Altmann) zu beschränken. Die Kostüme (Michaela Barth) bleiben mehrheitlich im Dunkeln, da sich das Licht (Stefan Bolliger) der zugegebenermassen kunstvollen Beleuchtung des Lametta widmet.

Lametta satt illustriert musikalische Weltklasse.

Weitere Aufführung: 15.12.2023

12.12.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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