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GENÉVE/ Grand Théâtre: Saint François d’Assise, Oper von Olivier Messiaen.

18.04.2024 | Oper international

Saint François d’Assise, Oper von Olivier Messiaen. Grand Théâtre de Genève Vorstellung vom 16.4.2024

carlo
Copyright: Carole Parodi

So wie im Titel der Oper indiziert handelt die Oper von Franz von Assisi. Ein heiliger mit Weltruhm der nicht nur von den Katholiken verehrt wird. Er war ein offener, freudiger und sanft liebender Christ der zu allen Geschöpfen freundlich und gut war. Seine Sorge um den Nächsten, sein dem Evangelium treu ergebener Geist, die Kühnheit seines Vorgehens und der beharrliche Widerstand, den er gegen jede erstickende Norm leistete, gehören zum Mythos dieses ehrbaren Menschen.

Das Libretto von Olivier Messiaens einziger Oper Saint François d’Assise, die 1983 in Paris uraufgeführt wurde, beschreibt das Leben dieses immensen Suchers nach der Wahrheit Gottes und Gründers des Franziskanerordens. Aufgebaut in drei Akten, in Anlehnung an die Dreifaltigkeit der christlichen Welt, gegliedert in acht Bilder, eine Zahl, die die spirituelle Erneuerung und den Beginn einer neuen Zeit symbolisiert, betrachtete Messiaen dieses Stück als die Summe seines Schaffens. In dieser Oper finden alle Besonderheiten, die die Handschrift dieses Gläubigen, Komponisten und Katholiken tragen, eine unvergleichliche Resonanz und Tiefe: das Prinzip der Leitmotive, die Schaffung von Tonarten und Modi, die Messiaen synästhetisch sah, die rhythmische Komplexität, die dem Vogelhören entwendet wurde, und die Geste eines französischen Spätromantikers – all dies findet seinen Platz und seine Zuflucht in der Herrlichkeit des Göttlichen und nicht als Geste einer ausgeklügelten musikalischen Kunst.

Die Inszenierung und die visuelle Gestaltung des Stücks, das aufgrund seiner Ambitionen und Proportionen eine Herausforderung darstellt, wird von Adel Abdessemed inszeniert: Der weltbekannte Künstler der zeitgenössischen Kunst, übernimmt zum ersten Mal die Leitung eines Bühnenwerks. Sein Werk umfasst Skulpturen und Installationen von gigantischen Ausmassen, Gemälde, Zeichnungen und Filme. Seine Themen sind Terror, Migration, Gewalt, Schmerz, Tod und der Verlust der Zivilisation. Adel Abdessemeds Werk zerreisst die Gegensätze: zwischen Frieden und Anbetung, zwischen Hoffnung und Verdammnis, zwischen Hölle und Himmel. Die Hölle durchdringt jedes Partikel in der Zelle des gesellschaftlichen Wesens, und in der Aussage des Künstlers ist nur der Himmel als Gegengift gegen alle barbarischen Phänomene unserer Zeit da.

Mythische, mystisch, meditativ hat der französisch algerische Künstler Adel Abdessemed das monumentale Werk inszeniert. Gezeigt werden Franz von Assisis Werdegang, die Vogelpredigt und die Stigmata die er selber erlitten hat. Die Vögel spielen eine zentrale Rolle. Messiaen selber war Ornithologe und bettete die Vogelmusik in diesem Werk ein.

Die Oper der Superlative und das Lebenswerk von Messiaen wird dieses Werk ebenfalls genannt. Die Dauer von sechs Stunden bedeutet auch sich mit diesem Werk voll und ganz auseinanderzusetzen. Die Musik ist langatmig und es gibt Opernbesucher die das Werk mögen und anderen die es gar nicht gerne mögen wegen der Länge und der Langatmigkeit der Musik. Die Vogelpredigt dauert ganze 45 Minuten und das muss man auch noch durchhalten können.

Messiaen hat ein eigenes Tonsystem kreiert und viel von asiatischer Musik reingenommen. Es ist ein grosses katholisches Werk und hat einen missionarischen Grundzug.

Der Künstler als Regisseur Adel Abdessamed inszeniert nicht nur, sondern kreiert ebenfalls die Kostüme. Das grosse Orchester und der riesige Chor der über hundert Sängerinnen und Sängerumfasst wurde hinten auf der Bühne platziert. Es wäre gar nicht möglich gewesen das Orchester im Orchestergraben zu platzieren. Auf der Bühne sehen wir eine Reihe von Skulpturen die der Künstler geschaffen hat. Da ist einmal eine blutende Taube oder eine Kirche die blutet. Es gibt immer wieder Videoleinwände die runterkommen. Da sieht man auch mal Vögel drauf und manchmal unterschiedliche Teppiche die runterkommen. Die Solisten tragen Zivilisationsmüllkleider, Kleider die zum Beispiel mit alten Handys bestückt sind. Das ist eigentlich keine Stringente Interpretation, sondern ein Sammelsurium von Ideen die auf der Bühne zusammengesellt wurden. Die passen nicht zusammen zur Musik zur Spiritualität und war eher ein Ärgernis. Er ist ein Künstler der irgendetwas macht und es auf die Bühne stellt. Es passt nicht zum Gesamt Konzept der Oper. Musikalisch gelingt das ganze mehr oder weniger gut. Die Sängerbesetzung ist phantastisch. Robin Adams als Saint Francois ist überwältigend, er hat sehr viel zu singen und meistert dies wundervoll. Auch hervorragend ist der Engel, gesungen von Claire de Sévigné. Der Chor ist sehr weit hinten und verwässert sich etwas mit den Stimmen. Das Ganze bleibt etwas zu blass, da vor dem Chor und Orchester die Bühnenrequisiten stehen. Jonathan Nott am Pult Orchestre de la Suisse Romande meistert dieses monumentale Werk sehr gut, kann aber bezüglich der Raumbegrenzung sich nicht voll musikalisch entfalten.

Die Hauptdarsteller werden von den folgenden Sängern hervorragend ergänzt. Das sind; Le Lépreux Aleš Briscein, Frère Léon Kartal Karagedik, Frère Massé Jason Bridges, Frère Élie Omar Mancini, Frère Bernard William Meinert, Frère Sylvestre Joé Bertilli, Frère Rufin Anas Séguin.

Der Chorleiter Mark Biggins hat den Chœur du Grand Théâtre de Genève und Le Motet de Genève hervorragend vorbereitet.

Marcel Emil Burkhardt

 

 

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