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SOLOTHURN/Schweiz: ULYSSES von Reinhard Keiser. «Der eben mal Zigaretten holende»

26.04.2024 | Oper international

Reinhard Keiser: Ulysses • Theater Orchester Biel Solothurn im Stadttheater Solothurn • Vorstellung: 25.04.2024

(6. Vorstellung • Premiere am 22.03.2024)

 Koproduktion mit Theater und Orchester Heidelberg

Schweizer Erstaufführung

«Der eben mal Zigaretten holende»

TOBS zeigt Reinhard Kaisers «Ulysses» als Schweizer Erstaufführung. Die von Nicola Raab gestaltete Produktion überzeugt vor allem in theaterpraktischer Hinsicht.

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Foto © Joel Schweizer

Nicola Raabs Inszenierung spielt in der Bar Ithaka (Bühnenbild und Kostüme: Madeleine Boyd). Diese Modernisierung funktioniert durchaus, denn die thematisierten Probleme sind zeitlos. Ortswechsel werden ganz offen als Theater gezeigt, so wenn Penelope in den Wald geht. Die Odyssee, deren Beginn während der Ouverture gezeigt wird, wird dann zum schnellen Zigarettenholen. Die Ergänzung der Handlung um den Dichter, der den Gang des Geschehens erklärt, ist genauso überflüssig wie das von ihm vulgär vorgetragene Seemannslied.

Dora Pavlíková gibt die Circe mit intensivem, grossem Sopran. Im Lauf des Abends beginnt die Stimme im Forte scharf zu werden. Die Penelope von Clara Meloni ist äusserlich ruhig und abgeklärt, wird in den intensiven Momenten bei aller Verinnerlichung um so ergreifender. Roxane Choux gibt eine jugendlich frische Cephalia, Remy Burnens mit seinem herrlichen, höhensicheren Tenor den Eurilochus: beide sind ein überzeugendes «niederes Paar» und können ihren Erfolg von «Le Chalet Suisse» wiederholen. Der Bariton Henryk Böhm als Ulysses und Bassbariton Benjamin Molonfalean als Urilas überzeugen mit ihrer Bühnenpräsenz und Natürlichkeit. Der Dichter / Arpax / Mercurio von Klaus Brantzen bleibt Geschmacksache. Anna Beatriz Gomes, Eszter Gyüdi, Raísa Ierone und Gülden Vildan Atakan, Studierende der Hochschule der Künste Bern und Mitglieder des Schweizer Opernstudio, ergänzen das Ensemble als Amouretten.

Das Sinfonie Orchester Biel Solothurn (SOBS) läuft unter der musikalischen Leitung von Clemens Flick zu grosser Form auf und bringt die Partitur so zu Gehör, dass man meinen könnte, ein Orchester für Alte Musik zu hören. Die ungemein farbenreiche Musik Keisers, die man auf Grund ihrer Modernität nicht nur im Barock verorten würde, wird hochkonzentriert und sensibel gespielt. Die zahlreichen Soli der einzelnen Instrumente gelingen perfekt.

Eine interessante Ergänzung des Spielplans.

Aufführungen in Biel:

Di. 30.04.2024, 19:30, Fr. 17.05.2024, 19:30, So. 26.05.2024, 15:00, Di. 28.05.2024, 19:30.

Dernière in Solothurn: Mi. 22.05.2024, 19:30.

27.04.2024, Jan Krobot/Zürich

 

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