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Elena Mosuc: Und noch ein bisschen höher

"Ariadne auf Naxos": Kurz vor der Opernpremiere haben die "Salzburger Nachrichten" mit Elena Mosuc, Darstellerin der Zerbinetta, gesprochen.

Elena Mosuc: Und noch ein bisschen höher
Elena Mosuc: Und noch ein bisschen höher


Neu im Festspielbetrieb und bereits mitten in der Probenarbeit, zeigt sich Elena Mosuc von der Spielfreude und Kreativität ihres Regisseurs angetan. "Sven-Eric Bechtolf hat tolle Ideen und wir haben hier sehr viel Spaß, zum Beispiel im Zusammenspiel mit meinen vier Kameraden. Aber ich muss mich viel bewegen und auf meinen Atem aufpassen", erzählt die Sopranistin den SN.

Viel mehr wolle sie im Vorfeld der Neuinszenierung - Premiere ist am 29. Juli - nicht verraten. Nur als sie kurz über ihre Lieblingsstelle spricht, kündigt sich der Esprit an, der über der Salzburger Produktion zu liegen scheint: "In meiner Arie rufe ich den Komponisten, und er begleitet mich am Klavier. Es gibt eine große Cadenza und ein ständiges Accelerando (Schnellerwerden der Musik, Anm.). Beim höchsten Ton werfe ich, weil mir die Koloraturen sozusagen zu viel werden, alle Notenblätter in die Luft."

Elena Mosuc scheint solche szenischen Herausforderungen zu genießen. In Mailand zum Beispiel, wo sie vor den Proben in Salzburg die Titelpartie von Verdis "Luisa Miller" sang, forderte die Bühnenlogik ihr ab, sich während einer virtuosen Arie Strümpfe anzuziehen. Dieser technischen Erschwernis hat sich die zartgliedrige Rumänin (heute Schweizerin) im Gegensatz zu mancher Kollegin nicht verweigert. "Ich habe viele Bücher gelesen, zum Beispiel von Giuseppe di Stefano. Er beschreibt, wie er zu Hause immer gleichzeitig Vokalise gesungen und Gymnastik gemacht hat. Und wirklich: Man muss üben, sich zu bewegen, während man singt. Wenn der Atem richtig eingesetzt wird, geht das."

In Salzburg wird die Koloratursopranistin ihre Flexibilität und Virtuosität brauchen. Denn Sven-Eric Bechtolf lässt sich mit seiner ersten Regiearbeit als Schauspielchef der Salzburger Festspiele auf das Wagnis ein, eines der populärsten Werke der Opernliteratur in seiner keineswegs unproblematischen ersten Version auf die Bühne zu bringen. Richard Strauss’ drittes Gemeinschaftswerk mit Hugo von Hofmannsthal wurde bei der Uraufführung am Stuttgarter Hoftheater 1912 mit einer Hofmannsthal-Bearbeitung von Molières Ballettkomödie "Der Bürger als Edelmann" ("Le Bourgeois gentilhomme") zusammengespannt. Die skurrile Kombination aus Oper und Drama geriet zum Fiasko; erst vier Jahre später bekam "Ariadne auf Naxos" mit einem neu komponierten Vorspiel ihre endgültige Gestalt.

Hundert Jahre später unternehmen die Salzburger Festspiele den Versuch, durch eine Neukonzeption dem einst missglückten Experiment zu späten Ehren zu verhelfen. Gleichzeitig ist die Produktion als Hommage an die Festspielgründungsväter Hugo von Hofmannsthal, Richard Strauss und Max Reinhardt (dem die Oper gewidmet war) zu verstehen, sowie an deren Traum vom Gesamtkunstwerk.

Für Elena Mosuc bedeutet das von Bechtolf überarbeitete Molière-Stück, viele Seiten neuen Text und neue Musik zu lernen. Zudem ist gemäß der Uraufführungsversion die spektakuläre Koloraturarie "Großmächtige Prinzessin" um einen Ganzton höher zu singen. Es sei eine Herausforderung, gibt die Sängerin zu, sein Können in wenigen Momenten auf den Punkt bringen zu müssen. Doch verrückt machen wolle sie sich weder durch den Spitzenton des dreigestrichenen Fis noch durch berühmte Rollenvorbilder wie Edita Gruberova.

Das bisher Erreichte scheint ihr Sicherheit zu geben. Von einem Auftritt in Salzburg habe sie früher genauso geträumt wie davon, die akustisch schwierige Scala in Mailand mit ihrer Stimme füllen zu können. Dort hat sie inzwischen zum dritten Mal mit einer Verdi-Hauptrolle Triumphe gefeiert. Fast irreal erscheint ihr die Chance, noch in derselben Saison mit ihrem Salzburg-Debüt als Zerbinetta in einer besonderen "Ariadne" einen zweiten glanzvollen Karrierehöhepunkt zu setzen.

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