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ZÜRICH/ Opernhaus: DIE WALKÜRE. (1. Ring-Zyklus der Saison 2023-2024 • Premiere

06.05.2024 | Oper international

Richard Wagner: Die Walküre • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 05.05.2024

 (1. Ring-Zyklus der Saison 2023-2024 • Premiere von «Die Walküre» am 18.09.2022)

 «Zurück zu den Ursprüngen» # 2

Der Ring geht weiter. Und wie! Die am Vorabend des Bühnenfestspiels erlangten Eindrücke bestätigen sich allesamt.

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Foto © Monika Rittershaus

Beginnt «Das Rheingold» mit der Erschaffung der Welt aus dem Nichts, ist das Haus komplett dunkel und dirigiert GMD Gianandrea Noseda die ersten Takte mit einer kleinen Taschenlampe, sind Noseda und alle Register der Philharmonia Zürich bei «Die Walküre» gleich vom ersten Ton an gefordert. Wagner hat für Siegmund eine eindrückliche Fluchtmusik komponiert, «sprechende Musik» mit flirrenden Streichern und Paukenschlägen, und schon diese erklingt perfekt austariert. Zusammen mit der genial beleuchteten Drehbühne (Lichtgestaltung: Franck Evin) ergibt sich eine Sequenz singulärer Wirkung, die auch die Brücke zum Thema Wagner und Filmmusik («Wagner und Filmmusik: Video-Installation» vom 3. bis 26. Mai 2024 im Wagner-Foyer im Opernhaus) schlägt. Auch im weiteren Verlauf des Abends besticht die in Höchstform angetretene Philharmonia mit superben Klangerlebnissen. So wie das Orchester dynamisch wie lautstärkemässig austariert ist, die einzelnen Gruppen hörbar sind und der Klang trotzdem kompakt bleibt und die Sänger «auf Händen durch den Abend getragen» werden, hat Noseda einmal mehr phänomenale Arbeit geleistet. Das Gesagte bestätigt sich dann beim Vorspiel zum dritten Aufzug, dem Walkürenritt: Klug aufgebaut erreicht Noseda die Wirkung, geht dabei aber nicht an Äusserste und vermeidet vor allem jede «Knalligkeit».

Die Inszenierung von Intendant Andreas Homoki folgt weiter der Losung «Zurück zu den Ursprüngen», was sich darin zeigt, dass er keinen «archäologischen» Ansatz wählt, sondern der Geschichte und denen, die sie uns erzählen, den notwendigen Raum lässt. (Für einmal) Fernab vom Regietheater genügen Homoki im bekannten Einheitsbühnenbild ganz wenige Versatzstücke (Weltesche, Walkürefelsen etc; Ausstattung Christian Schmidt). Das Erzählen erlässt er dann der Musik und dem Gesang. Die Drehbühne hat einen ruhigen Abend und wird eher selten genutzt. So unterstützt die Szene Musik und Gesang voll und ganz.

Auch für «Die Walküre» ist dem Opernhaus gelungen ein exquisites, superbes, wagnergestähltes Sänger-Ensemble zu versammeln. Eric Cutler gibt den Siegmund mit tadellos geführtem, kräftigen Heldentenor mit leicht dunkler Schattierung. Christof Fischesser als Hunding wie Tomasz Konieczny als Wotan sind in stimmlicher Hinsicht ein Wucht und in Sachen Bühnenpräsenz kaum zu übertreffen. Daniela Köhler überzeugt als Sieglinde mit einem vollen, runden Sopran mit grossartiger Mittellage. Claudia Mahnke gestaltet als Fricka ihre «Unterhaltung» mit Wotan so, dass beide Charaktere «erschreckend» menschlich werden. Camilla Nylund ist als Brünnhilde ein Singulär! Eine stimmigere, perfektere, intensivere Interpretation ist kaum denkbar. Grosses Kompliment! Die Walküren sind bei Sarah Cambidge (Helmwige), Ann-Kathrin Niemczyk (Gerhilde), singend von der Seite Susanne Serfling und auf der Bühne Barbara Senator (Ortlinde), Anna Werle (Waltraute), Simone McIntosh (Siegrune), Siena Licht Miller (Rossweisse),  Michal Doron (Grimgerde) und Noa Beinart (Schwertleite) mit jugendlich frischem Spiel stimmlich bestens aufgehoben. Die im Kampf gefallenen Helden, die die Walküren nach Walhall bringen, stellt der Statistenverein am Opernhaus Zürich.

Grosse, grosse Oper: Der Traum geht weiter!

«Wagner und Filmmusik: Video-Installation» vom 3. bis 26. Mai 2024 im Wagner-Foyer im Opernhaus

  1. Ring-Zyklus der Saison 2023-2024: 18.05.2024, 20.05.2024, 24.05.2024 und 26.05.2024

Live Online-Streaming des 2. Ring-Zyklus: https://www.opernhaus.ch/2324/ring-fuer-alle/

 

04.05.2024, Jan Krobot/Zürich

 

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