Ein grosser und richtiger Schritt: Benedikt von Peter wechselt ans Theater Basel

Nach längerem Warten ist der Name öffentlich: Benedikt von Peter wird 2020/21 neuer Intendant des Theaters Basel. Der gebürtige Kölner leitet derzeit das Luzerner Theater und folgt auf Andreas Beck, der nach München an das Residenztheater wechselt. Benedikt von Peters Ja zu Basel ist ein Glücksfall.

Daniele Muscionico, Basel
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«Ich will die Mann-zu-Mann-Deckung mit dem Publikum», Benedikt von Peter wird als regieführender Intendant mit einer klaren Vision von Luzern nach Basel wechseln. (Bild: Ingo Höhn)

«Ich will die Mann-zu-Mann-Deckung mit dem Publikum», Benedikt von Peter wird als regieführender Intendant mit einer klaren Vision von Luzern nach Basel wechseln. (Bild: Ingo Höhn)

Viel Zeit verstrich, enervierend viel Zeit. Gerüchte gärten, Wetten liefen, Zeitungsenten wurden kreiert und erledigten sich selber. Jetzt ist bekannt: Benedikt von Peter, seit 2016 Intendant am Luzerner Theater, wird ab der Spielzeit 2020/21 das grösste Dreispartenhaus der Schweiz leiten, das Theater Basel.

Der 41-jährige Kölner, für den im Herbst Verlängerungsgespräche angestanden wären, wird Nachfolger von Andreas Beck, der nach München wechselt. Einstimmig wählte der Verwaltungsrat des Theaters eine integrative Persönlichkeit, die durch ihre spartenübergreifende Öffnung des Stadttheaters und durch ihre Nähe zum Publikum in Luzern für breiten Zuspruch und für volle Kassen sorgte.

Der Ton, mit dem der Designierte an der Pressekonferenz über die Gründe für sein Ja zu Basel sprach, machte klar: Hier wird ein Rheinländer und bekennender «Mentalitäts-Junkie» zurück an den Rhein ziehen, in eine «trinationale Metropolregion», wie man das hier nennt. Sein Humor und sein gewinnender Charakter werden es dem Basler Publikum leichtmachen, ihm offen zu begegnen.

Sozialkompetenz und Zeitgenossenschaft

Ob er der «Theatererneuerer» ist, als der er von der Präsidentin der Findungskommission vorgestellt wurde, sei dahingestellt. Entscheidend ist, von Peter hat in Luzern in allen drei Sparten zeitgenössische, publikumswirksame und niederschwellige Theaterformen gesucht und gefunden.

Sein Theater will keine Trutzburg, sondern Versammlungsort sein. Theater ist in seinem Verständnis ein identitätsstiftendes Moment. Zudem steht er für eine Generation regieführender Intendanten, die auch marketingtechnisches Wissen haben und von der Trennung zwischen Geld und Geist in der Kultur wenig halten.

Und von ihm wird auch einiges erwartet: Spartenübergreifende Projekte vor allem sowie die Verjüngung des Publikums. Von Peter hat in Luzern gezeigt, wie das geht: «Wir müssen in die Peer-Groups rein», sagt er sportiv, und: «Ich will die Mann-zu-Mann-Deckung mit dem Publikum.» Dass dafür in Basel reorganisatorische Massnahmen getroffen werden müssen, ist absehbar.

Für die Wahl ins Gewicht fiel, der Verwaltungsratspräsident betonte es in seinen Ausführungen deutlich, dass der Neue als Teamplayer mit hoher Sozialkompetenz gilt. Er erfüllt zudem auch alle Voraussetzungen, um den erfolgreichen Kurs, den Andreas Beck mit starken Regiehandschriften im Schauspiel eingeschlagen habe, beizubehalten.

Um die Sorge zu entkräften, das Schauspiel in Basel könnte mit seiner Wahl geschwächt werden, formulierte von Peter vorsorglich bereits eine Liebeserklärung an sein Publikum: «Basel ist mutig und angstfrei, hier traut man sich was. Ich werde in der Sparte Schauspiel ein superstarkes Leitungsteam zusammenstellen.»

Ein Mann der Praxis

Der Kölner kommt ursprünglich aus der freien Szene. Er hat zusammen mit Benjamin von Blomberg, dem Co-Intendanten in spe am Schauspielhaus Zürich, in Bremen ein spartenübergreifendes Theaterkollektiv gegründet, seinen Weg als Theaterpraktiker mit Oper begonnen und vor seinem Engagement in Luzern in Bremen die Sparte Musiktheater geleitet. In Basel scheint er in guter Erinnerung zu sein: Er hat hier bereits 2009 und 2011 Musiktheater inszeniert. Auch als Intendant wird er Regie führen, von einem Mann der Praxis ist wenig anderes zu erwarten.

Was von Basel zu erwarten wäre? Dass sich von Peter nicht in der Politik von Stadt und Kanton täuscht, wenn er guter Hoffnung ist, nicht mit kleinerem Budget antreten zu müssen als sein Vorgänger. Die Krise des Stadttheaters kann nicht weggespart werden, aber man kann ihr mit einer Vision begegnen. Zum Beispiel mit der Wahl eines Benedikt von Peter.