Die neue Spielzeit am Opernhaus Zürich: grosse Pläne zwischen Hoffen und Bangen

Die Oper Zürich will die Corona-Zeit möglichst rasch vergessen machen: Im Herbst tritt ein neuer Generalmusikdirektor an, es gibt einen neuen «Ring»-Zyklus mit Zürich-Bezug und vieles mehr.

Thomas Schacher
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Richard Wagners Tetralogie «Der Ring des Nibelungen» wird diese und die kommenden Spielzeiten am Opernhaus Zürich prägen.

Richard Wagners Tetralogie «Der Ring des Nibelungen» wird diese und die kommenden Spielzeiten am Opernhaus Zürich prägen.

PD

Andreas Homoki gibt sich im Interview optimistisch: Auf die Frage nach seiner heutigen Gefühlslage mit Blick auf die kommende Saison antwortet der Intendant des Opernhauses gelassen: «Alles wird gut, die Corona-Fallzahlen sind unten, das Orchester ist im Graben, der Chor auf der Bühne, und im Zuschauerraum herrscht grosser Jubel.» Wahrscheinlich ist da der Wunsch der Vater des Gedankens. Dass es wirklich so kommt, ist alles andere als sicher, und das ist natürlich auch Homoki klar. Vorsorglich beginnt der freie Vorverkauf für die Saison 2021/22 erst nach den Sommerferien; zunächst haben ab sofort die Abonnenten die Möglichkeit, ihre Abos zu verlängern.

Wie dann ab September die Einlassmodalitäten für das Publikum aussehen würden, hänge von der epidemiologischen Lage ab. Homoki denkt auch darüber nach, dass die Vorstellungen nur für Geimpfte freigegeben werden könnten. «In einer Situation», sagt er, «in der 80 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, zu verlangen, dass die Geimpften sich aus Solidarität zu den Nichtgeimpften weiterhin einschränken, das ist gesellschaftlich schwierig zu vermitteln.»

Neuer Generalmusikdirektor

Ein (fast) volles Haus ist auch aus finanziellen Gründen wichtig. «Pro hundert nicht verkaufte Plätze verliert das Opernhaus im Monat 200 000 Franken», so rechnet Homoki vor. «Wenn der Saal nur halb voll ist, fehlt pro Monat eine Million Franken.» Das mögliche Defizit decke das Opernhaus mit den Rückstellungen der letzten Jahre, in denen die Situation dank guter Publikumsauslastung einigermassen stabil gewesen sei. Und wenn alle Stricke reissen und die behördlichen Vorgaben wieder verschärft werden? «Wenn der Bund uns verbietet zu spielen, werden wir nicht spielen.»

Für die kommende Saison plant das Opernhaus ein volles Programm mit 17 Premieren, 20 Wiederaufnahmen, 43 Konzerten und Liederabenden sowie 15 Education-Projekten für Kinder und Familien; insgesamt sind das 377 Veranstaltungen. Personell weckt der Amtsantritt des Generalmusikdirektors Gianandrea Noseda, der Fabio Luisi ablöst, grosse Erwartungen. Seinen konzertanten Einstand (per Streaming) hat der Dirigent bereits im Winter mit dem «Deutschen Requiem» von Brahms gegeben. Noseda startet im Oktober mit Verdis «Troubadour» in der Inszenierung der jungen britischen Regisseurin Adele Thomas.

Das erhoffte Glanzlicht der Saison bringt der Start der Neuproduktion von Wagners Tetralogie «Der Ring des Nibelungen» mit dem Chefgespann Homoki–Noseda. «Das wird nicht zu einem Kampf des Deutschen mit dem Italiener werden», scherzt Andreas Homoki. Beide Künstler kennen einander schon seit einigen Jahren, und beide sind noch unvoreingenommene «Ring»-Neulinge. «Wir haben die gleiche Offenheit und den gleichen Respekt dem Werk gegenüber», sagt der Intendant. Seine Inszenierung soll dem Umstand Rechnung tragen, dass Wagners Arbeit am «Ring» in Zürich begonnen hat. Die Premiere des «Rheingolds» findet im April 2022 statt; die ganze Produktion des Monsterprojekts erstreckt sich auf drei Spielzeiten und soll die Ära Homokis in Zürich krönen.

Bartoli, Damrau, Hampson

Freuen darf man sich ausserdem auf Diana Damrau in der Titelrolle von Donizettis «Anna Bolena», auf Cecilia Bartoli in Rossinis «L’italiana in Algeri» oder auf Thomas Hampson in der Uraufführung von Stefan Wirths «Girl with a Pearl Earring». Anfang und Schluss des Premierenreigens machen Strauss’ «Salome» und Mozarts «Figaro». Beim Ballett darf man unter anderem auf das Stück «Monteverdi» in der choreografischen Uraufführung des Ballettdirektors Christian Spuck gespannt sein. Und last, but not least: Am 12. September wird eine aufwendige «Saisoneröffnung für alle» zelebriert, bei der die Saisonpremiere der «Salome» auf den Sechseläutenplatz übertragen wird, aber parallel – Corona lässt grüssen – auch online zu sehen sein soll.

Spielplan unter: www.opernhaus.ch.

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