Intendant verlässt Berlin :
Barenboim verliert Matthias Schulz

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Matthias Schulz an seinem künftigen Arbeitsplatz in Zürich.
Nach zehn Jahren an der Staatsoper Unter den Linden Berlin wechselt deren Intendant das Haus. Er hat schwere Krisen gemeistert und will von 2025 an in Zürich Andreas Homoki nachfolgen.

Für Berlin ist diese Nachricht ein Donnerschlag: Matthias Schulz wird seinen laufenden Vertrag als Intendant der Staatsoper Unter den Linden nicht mehr über dessen Ende hinaus verlängern, sondern mit Beginn der Spielzeit 2025/26 ans Opernhaus Zürich wechseln. Dort tritt er die Nachfolge von Andreas Homoki an, der seit 2012 an der Spitze des Hauses steht und sein Amt auf eigenen Wunsch niederlegt.

Matthias Schulz, 1977 in Bad Reichenhall geboren, war 2015 von der Stiftung Mozarteum in Salzburg nach Berlin gekommen, um nach zweijähriger Übergangszeit die Intendanz von Jürgen Flimm zu übernehmen. Schulz hatte sich dort einem Wandel der Unternehmenskultur verschrieben, nachdem – wie zu vernehmen war – sein Vorgänger nicht allen Mitarbeitern gleichermaßen Wertschätzung entgegengebracht hatte. Auch der Umzug vom Ausweichquartier im Schiller-Theater ins sanierte Stammhaus Unter den Linden musste bewältigt werden. Als das Haus im Frühjahr 2019 in eine schwere Krise geriet, nachdem Vorwürfe gegen dessen Generalmusikdirektor Daniel Barenboim laut geworden waren, er verbreite am Haus ein Klima der Angst, moderierte Schulz erfolgreich einen längeren Verständigungsprozess zwischen Barenboim, den Mitarbeitervertretungen und dem Berliner Kultursenator Klaus Lederer.

Lederer dankte Schulz nun in einer offiziellen Mitteilung dafür, dass dieser das Haus bislang durch die Corona-Krise haben bringen können, „ohne auf eigene künstlerische Akzente – wie die Barocktage – zu verzichten“. Auch über Schulz’ „offene, zupackende und auch in Krisen umsichtige Arbeit in den letzten Jahren“ sei er froh. Freilich hatte Lederer den Vertrag von Barenboim noch einmal bis 2027 verlängert, ohne eine darüber hinausreichende Perspektive zu formulieren. Der Dirigent, momentan wegen starker Rückenschmerzen seit mehreren Wochen arbeitsunfähig, wird dann 85 Jahre alt sein und fast 36 Jahre lang an der Spitze des Hauses gestanden haben.