Die Salzburger Festspiele - im Bild Intendant Markus Hinterhäuser - präsentierten ihr Programm für 2024.
Die Salzburger Festspiele - im Bild Intendant Markus Hinterhäuser - präsentierten ihr Programm für 2024.
APA/TOBIAS STEINMAURER

Es gibt Themen, über die mag der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, nicht mehr reden: "Ich glaube, den Jedermann haben wir besprochen", sagte Hinterhäuser gleich zu Beginn der Fragerunde bei der Programmpräsentation für die Sommerfestspiele 2024. Der Wirbel um das Traditionsstück auf dem Domplatz (kommendes Jahr mit Philipp Hochmair und Deleila Piasko unter Robert Carsen) soll schnell der Vergessenheit anheimfallen.

Und es gibt Themen, über die mag Hinterhäuser noch nicht reden. Die Fragen nach der anstehenden Ausschreibung der Intendanz und nach einer neuerlichen Bewerbung Hinterhäusers beantwortete er ausweichend: Auf den Intendanten oder die Intendantin komme 2027 angesichts der Umbauarbeiten im Festspielbezirk eine besonders schwierige Situation zu, sagte Hinterhäuser. Sein Vertrag läuft jedenfalls noch bis 2026.

Für den kommenden Sommer kündigte Hinterhäuser dann sein Programm gemeinsam mit Schauspielchefin Marina Davydova und Konzertchef Florian Wiegand an. Festspielpräsidentin Kristina Hammer nahm im Publikum Platz.

Prokofjew und Weinberg

Folgt man Hinterhäuser, dann soll der leitende Gedanke der Festspiele für 2024 die Revolte sein. Damit ist allerdings ausdrücklich nicht die Revolution – also ein kollektives Aufbegehren – gemeint, sondern ausschließlich die individuelle Revolte einzelner Menschen, die irgendwie nicht in die Gesellschaft passen. Gleich zwei Opern zu diesem Leitgedanken orientieren sich an Texten von Fjodor Dostojewski. Sergej Prokofjew komponierte im Revolutionsjahr 1917 Der Spieler nach dem gleichnamigen Roman. Dostojewskis Roman über die Spielsucht, die den Einzelnen wie auch Unbeteiligte in den Abgrund reißt, sei auch eine Metapher für ein Phänomen, das uns in Wirtschaft und Politik jeden Tag begegne, meint Hinterhäuser. Regie: Peter Sellars.

Die Oper Der Idiot des polnisch-sowjetischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg kommt unter der Regie von Krzystof Warlikowski auf die Bühne. Auch hier die Romanvorlage von Dostojewski, die Hinterhäuser als individuelle Revolte gedeutet sehen will. Die Hauptfigur Fürst Myschkin scheitere am Glauben an das Gute im Menschen und stehe wie auch der Spieler außerhalb der Gesellschaft. Auch den Don Giovanni (Dirigent: Teodor Currentzis, Regie: Romeo Castellucci) sieht Hinterhäuser als Figur einer individuellen Revolte. Der zweite Mozart ist die Pfingstübernahme von La clemenza di Tito unter Gianluca Capuano, Regie: Robert Carsen.

Maertens liest Nawalny

Neue Akzente bringt Marina Davydova, die seit Oktober dieses Jahres die Abteilung Schauspiel leitet. Für Davydova sind Schauspiel und Tanz schwer zu trennen, wie sie sagt. Und so kommt beispielsweise der dokumentarische Tanzabend Spiegelneuronen von Sasha Waltz & Guests meets Rimini Protokoll auf die Bühne der Szene Salzburg. Der schwedische Choreograf Alexander Ekmann ist mit dem Gastspiel Ein Mittsommertraum im Haus für Mozart zu Gast. Eine Koproduktion mit dem Theater Dortmund.

Wie insgesamt gleich mehrere Koproduktionen außerhalb des deutschsprachigen Raums im Programm zu finden sind. Der Zauberberg nach Thomas Mann beispielsweise ist eine Koproduktion der Festspiele mit dem Jaunimo Teatras aus Vilnius. Das Stück ist in litauischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln zu sehen.

Ex-Jedermann Michael Maertens ist übrigens auch wieder bei den Festspielen. Bei den ebenfalls von Davydova kuratierten Lesungen liest er Texte des russischen Oppositionspolitikers und Polit-Häftlings Alexej Nawalny. Insgesamt planen die Festspiele 2024 an 15 Spielstätten 172 Aufführungen. Das Budget beträgt 69,45 Millionen Euro. (Thomas Neuhold, 6.12.2023)