Verdis „Simon Boccanegra“ :
Herrscher wider Willen

Von Benedikt Stegemann
Lesezeit: 3 Min.
Gefühlte Nähe: Amelia (Tatiana Plotnikova) und Simon Boccanegra (Kiril Manolov) in Wiesbaden.
Dietrich Hilsdorf inszeniert Verdis „Simon Boccanegra“ am Staatstheater Wiesbaden.

Nachdem er sich in seinen sogenannten „Galeerenjahren“ durch schiere Quantität ein Vermögen erkomponiert hatte, setzte Giuseppe Verdi von 1850 an auf Qualität und riskierte Experimente. Seine Oper „Simon Boccanegra“ zählt dabei zu den besonders ambitionierten und daher bis zum heutigen Tage seltener inszenierten Werken. Es gilt, in der Handlung einen Zeitsprung von einem Vierteljahrhundert auszuhalten, der Bezug zur damaligen politisch-gesellschaftlichen Situation Italiens ist evident, und die dramatische Tektonik lässt psychologische Abgründe klaffen: Bei Verdi wird Boccanegra nur um seiner Liebe zu Maria Willen Doge von Genua, weshalb mit dem Tod der Geliebten noch vor Dienstantritt das Motiv für diese Berufswahl wegfällt.

Ohne Abo weiterlesen
Dies ist kein Abo. Ihre Registrierung ist komplett kostenlos, ohne versteckte Kosten.
Oder 3 Monate für 1 € pro Monat Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen erhalten und immer aktuell informiert bleiben.