Salzburg - Vorbei der Zauberflöte erster, szenisch versemmelter Teil - am falschen, übergroßen Ort (der Felsenreitschule) produziert. Wie es mit Pamina und Tamino weitergeht, darüber ist jedoch leider auch noch nicht zu berichten. Der zweite Flöten-Teil, Das Labyrinth oder der Kampf mit den Elementen aus der Feder Peter von Winters, wird bei den Salzburger Festspielen erst am Freitag enthüllt. In Sachen "Mozart und Verwandtes" ist also vorerst nur über eine respektable Umsetzung von dessen Il re pastore zu berichten, einer 1775 entstandenen Serenata.

In Haus für Mozart, wohin auch der Zauberflöte erster Teil gehört hätte, legt man die Sache nicht gänzlich konzertant an. Die Protagonisten tragen quasi Bühnenbilder, also Gemäldezitate von Rokoko-Idyllen, und würzen ihre Rezitative und Arien gestisch, was für William Christie bedeutet, bisweilen Sängerhände auf seinen Dirigierschulter zu spüren.

Und da auch Tenor Rolando Villazón dabei ist, bei dem Thea tralik unauslöschlicher Teil der Bühnenperson zu sein scheint, ist ohnedies für szenisches Zusatzleben garantiert. Wobei: Was Gesangliches anbelangt, kann man dem durch Krisen und Pausen Geplagten das Bemühen nicht absprechen, sich in die filigrane Mozart-Welt zu fügen. Bei Koloraturen ist er sattelfest und flüssig unterwegs. Und auch sonst kommen die Linien weitestgehend klar rüber. Dieser Eindruck verstärkt sich, so man Villazón mit geschlossenen Augen lauscht. Er ist nun einmal gerne in Richtung Theaterpathos unterwegs; vokal bricht das Schmachten allerdings nur minimal aus ihm heraus.

Wenn es um einen klaren, leichten Mozart-Ton geht, ist man jedoch bei Martina Janková (als Aminta) am besten aufgehoben. Zwar flattert ihre Stimme etwas; an entscheiden Stellen schwingt sie sich indes zu kultivierter Intensität auf. Markant-schön auch Benjamin Bernheim (als Agenore); charmant, aber oft mit Intonationsproblemen befasst, Eva Mei (als Elisa) und solide Sandra Trattnigg (als Tamiri). Das Orchestra La Scintilla der Oper Zürich setzt die bisweilen impulsiven Ideen von Christie respektabel um. Dessen Gefühl für dramatische Akzente wurde ruppig hörbar. Applaus, Blumen für Villazón. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 1.8.2012)