Die Zusammenarbeit des ungarischen Regisseurs Árpád Schilling und des norwegischen Konzeptkünstlers Rune Guneriussen ließ im Vorfeld der Premiere der Mozart-Oper Idomeneo am Stadttheater Klagenfurt eine bildgewaltige Szenerie erwarten. Der mit dem Europäischen Theaterpreis "für neue Realitäten" ausgezeichnete Schilling lässt das Können Guneriussens aber nur kurz aufblitzen.

Der Großteil des Klagenfurter Idomeneo, einer Fusion von Opera seria und französischer Oper, in der der König von Kreta seinen Sohn Idamante als Opfer darbringen soll, spielt sich vor dem Bühnenvorhang ab. So werden große Fragen der Menschheit wie die Orientierungssuche der Jugend allein über die musikalische Interpretation abgehandelt.

Alexander Soddy (musikalischer Leiter) hat den jungen Helden Idamante mit dem mitreißenden Mezzosopran Jurgita Adamonyté besetzt. Die expressive Kraft der italienischen Arien wird vom stimmgewaltigen Lothar Odinius (Idomeneo), von Evgeniya Sotnikova (Ilia), Sofia Soloviy (Elektra) und dem restlichen Ensemble meisterlich dargeboten. Die facettenreiche Orchesterpartitur wird vom Kärntner Sinfonieorchester souverän bewältigt.

Erst wenn sich hie und da der Vorhang lüftet und der Chor die inszenierte Bühne betritt, wird klar, dass die Produktion mithilfe der Guneriussen-Bilder hätte aus dem Vollen schöpfen können. Schilling vertraut aber voll und ganz auf die Kraft der Musik. (szg, DER STANDARD, 9./10.2.2013)