Wien - Die Überführung der Wiener Kammeroper in die Obhut des Theaters an der Wien scheint geglückt: In der ersten Saison als Haus mit einem jungen, fixen Ensemble kam man bisher auf 88 Prozent Auslastung. Und man hofft, die Zahl der Abonnenten von derzeit 400 auf über 500 steigern zu können. Zu diesem Zweck hat man für die nächste Saison Leonardo Vincis von Georg Friedrich Händel arrangierte Oper Semiramide ausgewählt.

Des weiteren werden im Premierenbereich zu sehen sein: Rossinis La Cenerentola, auch Mare Nostrum vom argentinischen Komponisten Mauricio Kagel und Mozarts La Clemenza di Tito. Vonseiten der Neuen Oper Wien, jener freien Wiener Operngruppe, die an der Kammeroper mitwirkt, wird Harrison Birtwistles 1968 uraufgeführte schwarze Komödie Punch and Judy gezeigt werden.

Es wird dies also ein Mischprogramm ergeben, wie es heuer schon im Angebot war - und welches nun mit Georg Friedrich Händels Dramma per musica Orlando seinem diesjährigen Premierenfinale entgegengeht.

Die Geschichte von Orlando, der seine Pflichten vernachlässigt (hat ihn doch die Gier nach Angelica gepackt, die wiederum Medoro zugetan ist), entsteht hier quasi in einem Gewächshäuschen der Gefühle (Ausstattung: Federica Parolini). Und: Es wird da ein bisschen eng zwischen den Tischen und Töpfen, wenn Orlando Zug um Zug seinen Verstand verliert und Handlungslenker und Zauberer Zoroastro (solide Igor Bakan) einschreiten muss, um der liebesentsagenden Vernunft zum Triumph zu verhelfen.

Wuchtiges Orchester

So kommt der ganze bunte Abend nicht über ein paar sympathische Momente hinaus. Es dominiert (die Regie von Stefania Panighini) eine routinierte Operngestik. Auch helfen die bunten Kostüme und der Eindruck, bei den Figuren handle es sich bisweilen um einen Mix aus Vogel und Punk, nicht sonderlich. Gesungen wird passabel mit kleinen Abstechern ins Gehobene und kleinen Abstürzen ins Unsichere. Gemeint sind Rupert Enticknap (als Orlando), Çigdem Soyarslan (als Angelica), Gaia Petrone (als Medoro) und Anna Maria Sarra (als Dorinda). Wuchtig, lebendig und erdig zupackend Dirigent Rubén Dubrovsky und das Bach Consort Wien. Das verkürzte die Zeit. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 15.5.2013)