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Musiktheater
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Der gestiefelte Kater (El Gato con Botas)

Oper in fünf Bildern
Libretto von Nestor Luján, Übersetzung von Mechthild von Schoenebeck
Musik von Xavier Montsalvatge

in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 1h (keine Pause)

Kooperation mit der Deutschen Oper am Rhein

Premiere im Opernhaus Dortmund am 25. Mai 2013




Theater Dortmund
(Homepage)
Man muss sich nur trauen

Von Thomas Molke / Fotos von Thomas M. Jauk (Stage Pictures)

Es ist schon ein Wagnis, in der Dortmunder Oper am Tag des Champions-League-Finales eine Premiere zu präsentieren, auch wenn es sich mit Xavier Montsalvatges Der gestiefelte Kater um eine Oper handelt, die eher für jüngere Zuschauer ab fünf Jahren gedacht ist, da an einem für die Fußballwelt so bedeutsamen Tag eine Art Ausnahmezustand in der Stadt herrscht. Aber die Oper Dortmund trägt diesem Ereignis natürlich Rechnung und präsentiert die Familienoper zu einer Uhrzeit, die keinesfalls mit dem Champions-League-Finale kollidiert und auch den fußballbegeisterten Besuchern noch genügend Zeit gibt, sich auf das Finale vorzubereiten. So verwundert es nicht, dass zwischen den zahlreichen Familien und Kindern, die das Haus an diesem Nachmittag bevölkern, auch schon der eine oder andere Borussia-Schal weht.

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Der Kater (Ileana Mateescu) zeigt seine Krallen.

Xavier Montsalvatge gilt als eine der Schlüsselfiguren der spanischen Musik des 20. Jahrhunderts, dessen Kompositionen nahezu alle musikalischen Gattungen umfassen. Seine Oper El Gato con Botas wurde im Januar 1948 in Barcelona uraufgeführt und handelt von dem bekannten Märchen über den gestiefelten Kater, der einem mittellosen Müllersohn aus Dankbarkeit zu Ruhm und Reichtum verhilft, weil dieser ihn mit einem Mantel, Stiefeln, einem Hut und einem Schwert ausstattet, anstatt ihm das Fell abzuziehen und einen wärmenden Hut daraus zu machen. Der Kater schafft es nicht nur, seinen Herrn als einflussreichen Marquis von Carabas bei dem schwerhörigen König einzuführen, sondern besorgt ihm auch noch ein Schloss, welches ein gefährliches Monster bewohnt, das seine Gestalt wechseln kann. Nachdem der Kater nämlich das Monster überredet hat, sich in eine Maus zu verwandeln, frisst der Kater die Maus und bricht damit den Zauberbann, der über dem Schloss hing, so dass der Müllersohn als neuer Schlossbesitzer dort mit der reizenden Tochter des schwerhörigen Königs Hochzeit feiern kann.

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Leben unter der Brücke: der Müllersohn (Lucian Krasznec) und der Kater (Ileana Mateescu)

Das Regie-Team um Svenja Tiedt findet mit einem Mix aus Zeichentricksequenzen und real gespielten Szenen eine märchenhafte, kurzweilige Umsetzung der Geschichte, die den jungen Zuschauern den Zugang zu der Musik erleichtern soll. So wird während der Ouvertüre die Vorgeschichte auf einer Leinwand gezeigt, wobei das Ableben des Müllers eines gewissen schwarzen Humors nicht entbehrt. Recht unvermittelt fällt er beim Essen mit seinen drei Söhnen und dem Kater mit dem Kopf in die Suppenschüssel und haucht so sein Leben aus. Während sich die beiden älteren habgierigen Söhne über ihre Erbteile freuen, bleibt dem jüngsten Sohn nur, mit dem Kater als Erbteil auszuziehen. Dann folgt die Überblendung in die reale Welt. Tatjana Ivschina hat einen gewaltigen Brückenbogen geschaffen, unter dem der mittellose Müllersohn einen Platz findet. Für das dritte Bild wird dieser Brückenbogen zur Hälfte versenkt, und zur anderen Hälfte in den Schnürboden gezogen werden und gibt den Blick auf ein Schloss frei, dessen Insassen eher an eine Szene aus Dornröschen erinnern, da hier alle in einen tiefen Schlaf versunken sind. Die Kostüme, für die ebenfalls Ivschina verantwortlich zeichnet, verzaubern durch märchenhafte Opulenz beim Hofstaat, wobei nicht ganz klar ist, wieso der schwerhörige König keine Krone trägt, sondern mit seinem Hut eher an Napoleon erinnert.

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Der Kater (Ileana Mateescu) im Schloss des schwerhörigen Königs (Thomas Günzler, links) (zwischen den beiden: die Prinzessin (Melanie Lang), rechts: Statisterie, vorne links: die Hip Hop Hasen)

Auch das verzauberte Schloss des fünften Bildes zeugt von großem Ideenreichtum. Das Monster erinnert an einen verrückten Wissenschaftler, der an einer großen Arbeitsplatte Zaubertränke braut. Über dem Tisch hängt ein riesiges Skelett, das bei den diversen Verwandlungen ein regelrechtes Feuerwerk abschießt. Auch von den Verwandlungen könnte mancher Rheingold-Regisseur sich für die Szene zwischen Alberich, Wotan und Loge durchaus noch inspirieren lassen. Tiedt lässt das Monster jeweils vor der Verwandlung unter feurigen Blitzen unter seinem Tisch verschwinden, um ihn anschließend als weiße Zeichentrickgestalt auf die Rückwand zu projizieren, die dann zunächst die Gestalt eines Löwen, dann die eines Papageis und schließlich die der Maus annimmt, die vom Kater, der ebenfalls auf die Leinwand projiziert wird, gefressen wird. Damit ist der Zauber gebrochen, und die weißen Hip Hop Hasen, die als Versuchskaninchen in Käfigen im Hintergrund gehalten wurden, erlangen ihre Freiheit zurück. Der Kater übergibt dem Müllersohn das Schloss, und einer Hochzeit mit der schönen Prinzessin steht nun nichts mehr im Weg. Die Hochzeit findet dann als Schattenspiel hinter der herabgelassenen Leinwand statt, bevor am Ende eine weitere Zeichentricksequenz erneut den Kater zeigt, wie er auf dem Thron Platz nimmt und sich nach diesen ganzen Strapazen erst einmal ausruhen muss.

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Das Monster (Sangmin Lee) braut im verwunschenen Schloss diverse Zaubertränke (vorne: der Kater (Ileana Mateescu), hinten im Käfig: die Hip Hop Hasen).

Musikalisch und darstellerisch wissen die Solisten allesamt zu überzeugen. Ileana Mateescu gibt einen quirligen Kater mit hervorragendem Mauzen. Ihre Textverständlichkeit ist leider nicht immer ganz optimal, was dank der Übertitel allerdings für die jungen Besucher keine Verständnisprobleme bereiten dürfte. Lucian Krasznec präsentiert den Müllersohn mit kräftigem, lyrischem Tenor. Bei der Prinzessin ist es ein Glück, dass es sich um eine Koproduktion mit der Deutschen Oper am Rhein handelt. So konnte für die kurzfristig erkrankte Anke Briegel Melanie Lang einspringen, die in der Partie bereits in Düsseldorf und Duisburg mit schönem Sopran überzeugte. Thomas Günzler bereichert als schwerhöriger König die Produktion um zahlreiche komische Momente, und Sangmin Lee gibt das Monster als verrückten Wissenschaftler mit gewissem Gruseleffekt. Was die Katze (Elisabeth Chelmakova) dramaturgisch soll, die in einem kurzen Orchesterzwischenspiel mit dem Kater flirtet, wird nicht ganz klar, weil sie zum Happy End am Schluss nicht wieder auftaucht. Die Dortmunder Philharmoniker setzen unter der Leitung von Michael Hönes die Partitur souverän um, so dass es am Ende großen Applaus für alle Beteiligten gibt, den die Darsteller allerdings bereits nach zwei Vorhängen beenden. Vielleicht hat von ihnen der eine oder andere auch den Wunsch gehabt, rechtzeitig zum Fußballspiel zu Hause oder beim Public Viewing zu sein.

FAZIT

Die Oper Dortmund beweist mit einer gelungenen Produktion ihr großes Interesse daran, auch jüngere Zuschauer für diese Gattung zu begeistern.

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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Michael Hönes

Inszenierung
Svenja Tiedt

Bühne und Kostüme
Tatjana Ivschina

Choreographie
Amelie Jalowy

Dramaturgie
Bernhard F. Loges /
Heike Buderus

 

Statisterie des
Theaters Dortmund

Dortmunder Philharmoniker

 

Solisten

*rezensierte Aufführung

Der Kater
Ileana Mateescu

Der Müller
Lucian Krasznec

Die Prinzessin
Anke Briegel /
*Melanie Lang

Der König
Thomas Günzler

Das Monster
Sangmin Lee

Die Katze
*Elisabeth Chelmakova /
Viktoria Schuhmann

Die Hip Hop Hasen
Nicole Bautz
Mabelle Kalthoff-Casanova
Miro Mitrovic
Phaedra Pisimisi
Fetta Salim

 


Weitere
Informationen

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Theater Dortmund
(Homepage)



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