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Nachtkritik "Norma": Das Feuer verbrennt alle Nöte

Cecilia Bartoli ist auch bei den Sommerfestspielen eine atemberaubende "Norma". Im Haus für Mozart herrschte Begeisterung um eine außerordentliche Belcanto-Oper mit einer furiosen Titelheldin.

Nachtkritik "Norma": Das Feuer verbrennt alle Nöte
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Nachtkritik "Norma": Das Feuer verbrennt alle Nöte


Was muss in dieser Frau vorgehen? Ja, der Mann hat die Mutter zweier Kinder betrogen, und ja, mit einer Jüngeren. Sie ist am Boden zerstört, hockt an die Wand gelehnt, erst der Griff zur Schnapsflasche, dann zum Messer. Die Kinder! "Sie schlafen beide. Sie werden die Hand nicht sehen, die sie durchbohrt," singt sie. Das sind Momente, wo einem der Atem stockt. Cecilia Bartoli gibt alles, singt auf ihre unverwechselbare Art, und ist eine Tragödin von Format, eine Größe, die einen ganzen Abend trägt. "Norma" von Vincenzo Bellini hatte schon bei den Salzburger Pfingstfestspielen für Jubel gesorgt, die sommerliche Wiederaufnahme am Samstag im Haus für Mozart rief rhythmische Klatschübungen hervor. Ja, man darf begeistert sein.Zeitloser WiderstandDas Regieduo Moshe Leiser und Patrice Caurier hatte die Idee, aus der Druidin im von den Römern besetzten Gallien in vorchristlichen Zeiten eine Widerstandskämpferin à la Resistance im Zweiten Weltkrieg zu machen. Damit die Zuschauer in diese bedrohliche Atmosphäre gezogen werden, braucht man schon zur Ouvertüre Szenenausschnitte, die nicht in Bellinis Büchlein stehen. Kinder tollen vor der Schule, werden per Glocke und Autorität einer Lehrerin zur Ordnung gerufen. Eine weitere Autoritätsperson, mit dem Rücken zum Publikum, steht einfach da. Zweite Szene, die Ouvertüre geht los, die schwarze Frau steht immer noch da, plötzlich bewaffnete Soldaten, Wehrmachtshelme, ein bedrohlicher Zivilist, dem alles zuzutrauen ist. Kaum ist diese Machtdemonstration glimpflich überstanden, geht es los, Cecilia Bartoli dreht sich um.

Diese dunkle Frau ist das Zentrum des Geschehens, was sie sagt, ist heilig. Was sie voraussagt, bewegt das Volk. Bei Bellini. Die Inszenierungsidee macht lange Zeit wirklich Sinn, da aber aus der Priesterin eine moderne Frau wird, klemmt es im System. Nun stehen statt priesterlicher Monumentalität der abgehobenen Frauensperson private, fast weltliche Sinnesschwankungen - wenn auch von enormer Fallhöhe - einer in Bedrängnisse geratenen Mutter zur Diskussion. Die Schwächen des originellen Konzeptes macht aber das Musiktheater wett, das da auf grandiosem Niveau geboten wird. Und darum liebt man ja Oper, die Sängerdarsteller, die Dramatik. Davon gibt es nicht zu wenig.Priesterin mit privaten ProblemenEin besetztes Land, die Leute verschwören sich, der Untergrund bebt kampfesbereit, Hinterzimmergeheimnisse, als Strategie dient die Weisheit der Priesterin Norma. Doch die hat private Probleme. Nicht nur Liebe mit dem Feind, sogar zwei Kinder hat sie mit ihm, mit Pollione (im Original Römer). Der wiederum hat sich in Adalgisa verliebt, welche ahnungslos ihr Glück Norma erzählt. Eine Gefühlskatastrophe folgt der andern, die Widerstandkämpfer opfern zuletzt ihre Anführerin, da kommt das Regieduo wieder der Originalgeschichte nahe: Norma verbrennt, der bekehrte Römer Pollione mit ihr. Der Rauch nach dem pyrotechnischem Abenteuer im Haus für Mozart verzieht sich lange nicht.

Genauso wenig wie das Mitgefühl für Norma. Cecilia Bartoli ist eine Extremsängerin, die Arie "Casta Diva" ist bis ins winzigste Detail wahrhaftig, durchlebt, erschütternd, eine eigene Klasse. Der aufmerksame Dirigent Giovanni Antonini und das - nicht sonderlich homogen - originalklingelnde Orchestra La Scintilla wissen um die nötige Grundierung. Zum virtuosen, fabelhaften Belcanto-Gurren der Bartoli in jeder Stimmungslage fügen sich die unschuldig-mädchenhafte Rebeca Olvera als Adalgisa und der helle Tenor von John Osborn als Pollione bestens. Auch der Radiochor aus Lugano als Resistance-Verschwörer und Michelle Pertusi als opferungsbereiter Vater halten Glanzpunkte bereit. Cecilia Bartoli aber - sie stellt alles in den Schatten.

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