Salzburg - Eine Art Sacco di Roma - nur mit Trommeln und Pfeifen - veranstalteten die Römer unter ihrem Anführer Riccardo Muti im Großen Festspielhaus. Wild und blutig geht es ja auch in der Oper Nabucco zu, die als finaler Beitrag der Festspiele zum Verdi-Jahr im Großen Festspielhaus zur konzertanten Aufführung anstand. Die wackeren Kämpfer des Orchestra del Teatro dell' Opera di Roma und Coro del Teatro dell' Opera di Roma fielen also ein, und Riccardo Muti ließ alle Zügel schießen. Man weiß bei Söldnerheeren ja nie, gegen wen sie ihren Unmut sonst richten.

So fegten die Streicher und bewiesen hohen Mut, was Intonation und Homogenität betrifft. So dröhnten die Bläser und ließen die Mauern erbeben, lieferten aber auch viele fetzige Momente. Dieser Phalanx stand ein handverlesenes Solistenensemble gegenüber. Und es sang einfach schön, gestaltete und phrasierte souverän.

Zeljko Lucic sang die Titelpartie des Assyrerkönigs Nabucco, dem von einer wild gewordenen Sklavin übel mitgespielt wird, mit bewegender Intensität. Mächtig, würdevoll in der Deklamation und facettenreich im Timbre gab Dmitry Belosselskiy den Hohepriester der Hebräer Zaccaria. Francesco Meli überzeugte mit seinem strahlenden und in allen Lagen souverän geführten Tenor auch als Ismaele.

Eine luxuriöse Besetzung für die eher kleine Partie der Fenena, der Tochter Nabuccos, war die Mezzosopranistin Sonia Ganassi. Erst nach der Generalprobe - wie Intendant Pereira dem Publikum persönlich mitteilte - ist die Sopranisten Anna Pirozzi als Sklavin und vermeintliche Tochter Nabuccos "eingesprungen": Ihre Abigaille war das sängerische Zentrum der Aufführung. Sie führte die Emotionen mit strahlenden piani und zorniger Attacke perfekt kontrolliert über die Lagen.

Das war freilich nicht das einzige Opernerlebnis an diesem Tag - vor Nabucco war das fünfte Festspielkonzert der Wiener Philharmoniker angesetzt. Lorin Maazel hat (nach einem etwas verschlafenen Siegfried-Idyll) den Ersten Akt aus Die Walküre geleitet - und den Wunsch nach "mehr" geweckt. Die Philharmoniker zeigten sich von ihrer allersubtilsten Opernseite.

Matti Salminen polterte drohend als Hunding um den häuslichen Herd, überließ Gemach und Kammer aber alsbald Eva-Maria Westbroek und Peter Seiffert für ihre Liebewonnen als Sieglinde und Siegmund. Westbroek und Seiffert ließen dem Überschwang ihrer Gefühle freien, aber brillant kontrollierten Lauf. Volles Opernerlebnis in einem Akt.   (Heidemarie Klabacher, DER STANDARD, 31.8./1.9.2013)