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Oper Helden in seelischen Untiefen

Andreas Schweiberer

Oldenburg - Wenn zu Beginn des dritten Aufzuges das Englischhorn die traurige Hirtenweise intoniert, ist keine Hoffnung mehr: Nicht nur ist die Liebe zwischen Tristan und Isolde aus vielfältigen Gründen zum Scheitern verurteilt, Tristan ist zudem todwund, an Leib wie an Seele. Trugen die Akteure zu Beginn noch Straßenkleidung, dominiert im dritten Akt der Anstaltskittel. Die Bühne kärglich ausgestattet, die Theatralik reduziert, nichts von äußeren Kämpfen, Melot und Kurwenal fallen ungeschlagen, Tristan und Isolde sowieso. Es geht um ein inneres Siechen, um etwas, was vom Anderen nicht erreicht, nicht berührt werden kann. Alexander Müller-Elmau lässt die Protagonisten bis zum Autistischen nebeneinander her singen, nichts lenkt ab von ihrer eigenen narzisstisch zur Schau gestellten Seelenpein.

Fuß verknackst

Die Musik agierte auf Höhe der Wagnerschen Vorstellungen und Anweisungen – vielleicht nicht ganz so ekstatisch und rauschhaft, aber eben durchaus angemessen drängend und bewegt.

Roger Epple am Pult ließ das Oldenburgische Staatsorchester das lange Lied als vielfach verzahnte Einheit wiedergeben, als Fluss, in dem glücklicherweise die Konturen nicht zerfließen.

Gesanglich überzeugten Isolde (Melanie Maennl) und Brangäne (Linda Sommerhage) ein wenig mehr als die männlichen Hauptakteure, vielleicht auch, weil sie so großartig durchhielten, obwohl die eine sich im zweiten Akt den Fuß verknackste und behandelt werden musste, und die andere als gesundheitlich angeschlagen angekündigt wurde.

Nirgends, auch in Bayreuth nicht, verlaufen Premieren dieses exorbitanten Werkes völlig reibungslos. Die üblichen kleinen Patzer hielten sich in Grenzen, Tristan (Christian Voigt) hielt bis zum bitteren Ende ausdrucksvoll durch, dagegen wirkte König Marke (Benjamin LeClair) stimmlich und vom Habitus her etwas blass, auch Kurwenal (Peter Felix Bauer) war nicht als virile Erscheinung angelegt. Aber das mag ja zum Konzept dieses „Tristan“ gehören, der in keine Ritterromantik, sondern in seelische Untiefen führte, und auf diesem Feld ist kein Platz für Helden, nicht einmal für gebrochene.

Haare fallen

Irgendwo oben, über der Bühne, lässt ein Mädchen in einem fort ausgerissene Haare herunterfallen. Wohnen wir wirklich einem wahnhaften Geschehen bei? Ist denn die große, unbedingte Liebe nur ein Gegenstand der Psychiatrie? Die großartig ernsthafte Musik von Richard Wagner erzählte viel mehr und erzählte es viel präziser als das, was auf der Bühne inszeniert wurde.

Nach dem letzten Vorhang gab es viel Applaus, aber der war nicht frenetisch, nicht überschwänglich. Das hätte auch zur Inszenierung nicht gepasst, die sich – vielleicht ungewollt – ein Stück weit in Richtung einer konzertanten Aufführung bewegte.

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